Bei seiner Unterrichtseinheit für Gelehrte am 24. Dezember 2019 erläuterte Imam Chamenei eine Hadith über den Umgang des Propheten (s.) mit den Menschen. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der englischen Originalübersetzung.


Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden

Aller Dank gebührt Allah, dem Herrn der Welten, und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und möge Gott alle ihre Feinde verfluchen.

Es ist überliefert von Ibn Abbas: „Der Heilige Prophet (s.) saß auf dem Boden, er aß auf dem Boden, er hütete Schafe und nahm die Einladung eines Sklaven an, mit ihm Gerstenbrot zu essen.“ [1]

„Der Heilige Prophet (s.) saß auf dem Boden“

Der Heilige Prophet bestand keinesfalls darauf, einen Teppich unter sich zu haben. Wenn er jemandem in der Moschee oder auf der Straße begegnete, setzte er sich auf den Boden, um mit ihm zu sprechen.

„Er aß auf dem Boden“

Er nahm seine Mahlzeit ein, während er auf dem Boden saß. Er hatte nicht die Angewohnheit, jemanden aufzufordern, einen Tisch zu decken, Formalitäten zu erledigen – wie Teller, Schüsseln und dergleichen zu besorgen. Dies war nicht der Fall: Er saß auf dem Boden und aß sein Essen.

„Er hütete Schafe“

Er hatte einige Schafe und er hütete sie hier und da und hielt ihnen eine Schnur um den Hals. Das arabische Wort ya’taqel bedeutet etwas halten: Er hielt die Schafe. Nun, das ist anders als das, was andere normalerweise tun. Wenn Leute wie wir ein Schaf halten, werden wir sie nicht hier und da auf die Straße bringen (sondern diese Arbeit beauftragen), aber diese große Persönlichkeit tat das.

„Und er nahm die Einladung eines Sklaven an, mit ihm Gerstenbrot zu essen.“

Manchmal saßen die Sklaven auf dem Boden und aßen Gerstenbrot. Immer, wenn die verehrte Persönlichkeit an ihnen vorbeikam, reichten sie ihm das Brot. Hazrat saß neben ihnen und aß. Er sagte nicht, dass dies unter seiner Würde sei oder dass es nicht angemessen sei.

Wenn wir so viel darüber reden, uns wie einfache, gewöhnliche Menschen zu verhalten, bedeutet das Folgendes: Wir können nicht wie gewöhnliche Menschen sein, indem wir nur Ansprüche stellen. Wir sollten mit den Menschen liebevoll umgehen und mit ihnen interagieren. Wir sollten enge Beziehungen zu Menschen aus verschiedenen Klassen aufbauen. Das ist es, was es bedeutet, sich wie gewöhnliche Menschen zu verhalten.

Wenn einige von uns Geistlichen einen ehrenhaften Menschen mit einem hohen sozialen Status sehen, sagen wir „Salam“ zu ihm und tauschen herzliche Worte aus. Wenn er um etwas bittet, hören wir zu. Wenn er zum Beispiel um eine Istichara bittet, nehmen wir uns sogleich eine Ausgabe des Heiligen Qurans und tun das für ihn. Wenn jemand jedoch eine Person mit bescheidenen Mitteln ist – jemand von niedrigem sozialen Rang –, dann schenken wir ihm womöglich keinerlei Beachtung.

Dies entspricht nicht dem Verhalten des heiligen Propheten. Der heilige Prophet würde mit den Armen und Schwachen liebevoll und achtungsvoll umgehen. Er würde dem Schein und den Elementen und Faktoren, die scheinbar Quellen der Herrlichkeit und Pracht sind, keine große Bedeutung beimessen.

Der heilige Prophet lebte so. Das ist wahrlich lehrreich für uns. Natürlich kann man von uns nicht erwarten, dass wir uns wie der heilige Prophet und der Befehlshaber der Gläubigen verhalten. Sie hatten eine andere Position und einen anderen Status. Trotzdem sollten wir ihr Verhalten als das Ideal ansehen, als eine Leitung für uns nutzen. Wenn man einen Berg besteigen möchte, schaut man auf seinen Gipfel. Man erreicht vielleicht nicht den Gipfel, aber man nähert sich ihm an. So sollten wir vorgehen.


  1. Amali al-Tusi, Kapitel 14, Seite 393. ↩︎