Am 9. August 2021, also dem 1. Muharram 1443, postete Joe Biden folgenden Tweet:

„Jill (Joe Bidens Ehefrau) und ich möchten allen, die das islamische Neujahrsfest begehen und der historischen Opfer während des heiligen Monats Muharram gedenken, unsere besten Wünsche übermitteln. Wir schließen uns euch in der Ehrung der universellen Werte der Gerechtigkeit, Gleichheit und des Mitgefühls an.“[1]

Der 1. Muharram markiert das islamische Neujahr nach dem Mondkalender. Dieser Tag wird jedoch von den Muslimen – insbesondere den Schiiten – nicht gefeiert, da die ersten zehn Tage des Monats Muharram zu den islamischen Trauertagen gehören. In diesen Tagen wird nämlich dem Opfer Imam Hussains  (a.), Enkelsohn des Propheten Muhammad (s.), und Hussains Gefährten gedacht, die ihr Leben für den Islam opferten, um diesen zu retten und ihren Imam nicht im Stich zu lassen. Muslime gedenken und trauern noch 1350 Jahre später über die Ereignisse in Karbala, am Tage von Aschura.

Joe Biden, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika kondoliert nun den Schiiten anlässlich dieser Trauertage. Er geht sogar noch einen Schritt weiter: Er spricht davon, dass er sich ihnen anschließt! Dass dieser Tweet eine absolute Heuchelei ist und dass Joe Biden, der selbst für die Tötung von Zehntausenden von Muslimen mitverantwortlich war und heute noch ist, sicherlich als der Yazid unserer Zeit betitelt werden könnte, ist vielen Lesern klar. Dieser Tweet, obwohl von einem Staatsoberhaupt der USA, ist eine Heuchelei, die ihresgleichen sucht. Weder trauert Joe Biden um Imam Hussain, noch weiß er, um was es überhaupt geht. Das zeigt sich schon in der Auswahl der Werte, in denen er sich den Muslimen angeblich anschließt: „Wir schließen uns euch in der Ehrung der universellen Werte der Gerechtigkeit, Gleichheit und des Mitgefühls an.“ Gleichheit? Er hätte auch gleich Toleranz oder Vielfalt nehmen können. Joe Biden versucht offenkundig, mit diesem Tweet die unentschlossenen Schiiten zu verwirren, um so in ihren Köpfen eine kognitive Dissonanz auszulösen. Bisher kannten sie ihn immer als den Bösewicht schlechthin, doch jetzt stellt er sich auf ihre Seite: „So schlimm kann er ja nicht sein!“, könnten manche denken. Jedoch macht sich der neue Präsident mit diesem Tweet darüber hinaus auch lustig über die Muslime. Dies wurde schon an einer anderen Stelle klar veranschaulicht.[2]

Darüber hinaus gibt es noch eine andere Dimension, eine andere Wahrheit, die hinter diesem Tweet steckt. Diese wird nicht direkt aus dem Tweet ersichtlich, sondern aus den Beweggründen, die zu diesem Tweet geführt haben. Gut, Joe Biden ist ein Heuchler, er fühlt zu Aschura sowieso nicht mit und ihn interessiert auch überhaupt nicht, was an diesem Tag passiert ist, aber wieso erscheint dann dieser Tweet auf seiner Twitter-Seite? Was ist dann der Beweggrund? Was bezwecken er und die Leute, die dahinter stehen? Was will der große Satan (USA) damit erreichen?

Die Antwort auf all diese Fragen gibt uns Imam Chomeini mit seinen Reden, die er bereits vor knapp 40 Jahren hielt. Der Grund, warum Joe Biden solch einen Tweet im Namen der USA absetzt, ist Angst. Das größte Imperium der Menschheitsgeschichte, die Weltmacht Nummer eins, der größte Unterdrücker unserer Zeit, hat tatsächlich Angst vor Aschura, hat Angst vor Imam Hussain  (a.). Er hat zwar keine direkte Angst vor den bloßen historischen Geschehnissen von vor 1350 Jahren, denn diese sind vergangen. Der Unterdrücker, oder genauer gesagt, die USA fürchtet sich viel mehr vor der Bewegung Imam Hussains  (a.), die bis heute anhält.

Die Bewegung Imam Hussains  (a.)

An Aschura fließt alles zusammen. Um die Ereignisse von Aschura ein wenig besser verstehen zu können, ist für uns es von essenzieller Wichtigkeit, die Bewegung Imam Hussains  (a.) und was mit ihr gemeint ist richtig zu verstehen. Nur so lässt sich nämlich auch erklären, warum die Tränen um Imam Hussain  (a.) solch einen hohen Lohn mit sich bringen. Unsere Tränen für Imam Hussain  (a.) nutzen nämlich nicht ihm, sondern uns. Doch warum haben die Tränen für uns überhaupt einen Nutzen, warum ist der Lohn für das Weinen so extrem hoch?

Der Grund ist, dass durch eben jene Tränen wir unsere Anteilnahme, unser Mitgefühl und so auch unser Gedenken an das, was passiert ist, zeigen und so auch bedauern, dass es passierte. Eine kleine Gruppe stand an diesem Tage auf gegen die Unterdrückung einer großen Gruppe. Sie ließ die Unterdrückung des Tyrannen, des Unterdrückers der Zeit, Yazid nicht zu. Dieser Aufstand, dieser Kampf des Unterdrückten gegen den Unterdrücker, bei dem der Unterdrückte niemals den Unterdrücker akzeptieren würde und stets sagt: „Lieber den Tod als die Erniedrigung“, das ist der Aufstand, den wir als die Bewegung Imam Hussains  (a.) verstehen. Der ewige Kampf der unterdrückten Wenigen, gegen die vielen Unterdrücker, das ist die Bewegung Hussains. Und deshalb ist die Trauer auch von so hohem Wert, denn durch sie sagen wir dem Unterdrücker den Kampf an und verbinden unsere Gefühle, unser Leben und unsere Seele mit der kleinen Schar der Unterdrückten und sagen: „O wäre ich mit euch gewesen, einen großartigen Sieg hätten wir errungen!“ Wir fühlen mit ihnen und übertragen dies auch auf heute: Wir fühlen mit den Palästinensern, Jemeniten, 30.000 Hungertoten und gleichzeitig lösen wir uns los und empfinden Abneigung gegenüber Israel und USA, da sie für dieses Unrecht verantwortlich sind. Das ist die Bewegung Imam Hussains.

Diese Bewegung ist gleichzeitig auch seine Hinterlassenschaft. Mit dieser Bewegung vereint er nämlich die Schiiten für alle Zeiten unter einem einzigen Banner gegen den Unterdrücker. Er weckt sie auf, aus ihrem tiefen Schlaf der Unachtsamkeit. Ja, man könnte meinen, er politisiert die von dem Unterdrücker in den Schlaf der Nachlässigkeit Versetzten. Die Unterdrücker, egal wo auf der Welt, egal ob heute oder damals, fürchtet sich wirklich vor Aschura und dieser Bewegung, weil es eine Bewegung von den Menschen ist, die aus ihrem tiefsten Herzen stammt. Die Tyrannen haben Angst, dass die Unterdrückten dem Einsatz Imam Hussains  (a.) gedenken und sich durch ihn motiviert fühlen könnten, gegen den Unterdrücker aufzustehen. Daher gründet die Angst.

Keine andere Bewegung kann von einem Tag auf den anderen, ohne dass es einer Ankündigung oder sonstigem bedarf, mehrere hundert Millionen Menschen in schwarze Kleidung tränken und für zehn Tage zum Trauern bringen, und dies Jahr für Jahr. Wo sonst gibt es solch eine Bewegung, solch eine Leidenschaft, solch Emotionen? Wenn das Terrorregime USA versuchen würde, solche Massen gleich denen an Aschura, an den verschiedensten Standpunkten zusammenzubringen, könnten sie es mit all ihrem Geld immer noch nicht schaffen, noch können sie 15 Millionen Leute zu einem Friedensmarsch motivieren. Dieses Wiederaufleben fürchtet derjenige, gegen den sich die Bewegung richtet. Deshalb versuchte er die Menschen im Schlaf zu halten, damit sie nicht gegen ihn vorgehen, doch Aschura weckt sie auf, macht sie stark und macht sie vor allem zu einer Einheit.

Alle Schiiten versammeln sich unter einer Flagge, nämlich der Flagge von Abal Fadhl Abbas, sie alle tragen Schwarz, sie alle trauern um dieselben Helden, beweinen dieselben Märtyrer und zeichnen sich durch dasselbe Ziel aus: Karbala. Das Ziel, das alle gemeinsam haben, vereint die Schiiten und macht sie so zu einer Gefahr für den Unterdrücker. Diese Einheit und Bewegung gipfelt im Arbain-Marsch, einem Friedensprotest mit 15 Millionen schwarz gekleideten Teilnehmern unter der Fahne Imam Hussains  (a.). Das sind alles Aspekte der Bewegung Imam Hussains  (a.), die der Unterdrücker jeder Zeit fürchtet, ob heute, vor hundert oder tausend Jahren. Auch damals unternahm der Unterdrücker Versuche, die Bewegung Hussains  (a.) zu stoppen oder zumindest stark zu behindern, da er die Gefahr für seinen Machtanspruch in ihr erkannte. Trauerversammlungen wurden strengstens verboten, zu anderen Zeiten wurde die Grabstätte Imam Hussains  (a.) abgerissen und vor 40 Jahren noch wurden die Teilnehmer des Arabin-Marsches vom Unterdrücker Saddam, hinter dem wiederum die USA standen, mit scharfer Munition beschossen. Noch vor wenigen Jahren erst bombardierten die vom US-Imperium unterstützten ISIS-Kämpfer vor allem die heiligen Grabstätten von den Gefährten von Imam Hussain, wie beispielsweise den Schrein von Sayyida Zainab oder Ruqayya bint Hussain.

Zurück zum Tweet

Auch der Unterdrücker, große Satan und Yazid unserer Zeit hat dieselbe Angst. Die Bewegung Imam Hussains hat ihn bereits im Irak nur Probleme gemacht, im Iran das Land und Öl gekostet und in Syrien in die Knie gezwungen. Die USA fürchten nichts mehr als die Bewegung Imam Hussains. Sie sehen diese als eine wirkliche Bedrohung an, denn immer wieder hat der Geist der Märtyrer von Karbala große Menschen und große revolutionäre Bewegungen – die größte war die Islamische Revolution 1979 – hervorgebracht. Die Versuche, diese Bewegung mit Gewalt niederzuringen, sind kläglich gescheitert, wie es sich am Beispiel des Irans und Iraks zeigt. So fasste der große Unterdrücker in den letzten Jahren einen neuen Entschluss, der viele Gefahren für uns mit sich bringen könnte. Jahrhunderte ist er gescheitert, mit Gewalt diese Bewegung zum Erliegen zu bringen und so entschied er sich, die Strategie zu ändern.

Nicht mehr gegen die Bewegung, sondern mit ihr. Er will nicht mehr die Bewegung bekämpfen, denn das schafft er einfach nicht, er will sie heute umlenken. Er sagt genau dasselbe, was wir auch in unseren Bittgebeten, wie Ziyarat Arabin sagen: „Mit euch, mit euch und nicht mit euren Feinden.“ Es ist eben jenes, was auch Biden in seinem Tweet sagt: „Wir schließen uns euch [...] an.“ Der Feind, der globale Unterdrücker versucht die Bewegung zu Aschura so abzuändern, damit sie ihm passt, damit diese Bewegung sich nicht mehr gegen ihn richtet. Die USA hatten nun schon genug mit dieser Bewegung zu ringen. Noch heute ist ihr größtes Problem, die Islamische Republik Iran, nur durch diese Bewegung entstanden und hält sich nur durch sie am Leben. Imam Chomeini selbst sagt: „Wenn diese Trauerversammlungen, diese Reden, dieses Trauern und diese Trauerumzüge nicht gewesen wären, hätte dieses Land diesen Sieg niemals erlebt“. Von solch enormer Wichtigkeit sind die Trauerveranstaltungen und hier zeigt sich auch welch unglaubliche Kraft das Banner von Abal Fadhl Abbas den Menschen verleihen kann, sodass sie ein Imperium aus ihrem Land schmeißen können. Also sagt der heutige Yazid: Ja, ihr habt recht! Was passiert ist, ist grausam und wunderbar ist der Einsatz von Imam Hussain  (a.) und seinen Gefährten. Wir stehen auf eurer Seite!

Doch er erwähnt nicht gegen wen. Seine Versuche dienen lediglich der Selbsterhaltung. Er versucht, die Menschen zu verwirren. Der große Satan will nicht, dass die Aschura Gedenkveranstaltungen politisiert werden. Die USA und Biden fürchten, dass die Menschen die offensichtliche Falschheit der Vergangenheit heute auf Biden und die USA übertragen. Sie fürchten sich, dass sich die Schiiten geeint gegen Yazid, gegen die USA wenden, sie als großen Satan erkennen und so geeint zum Muslim ibn Aqil, also Imam Chamenei, strömen, um ihm eine wahrhaftige Treue zu schwören. Deswegen versuchen sie, dass sich der Zorn nicht gegen sie, den wahren Unterdrücker richtet. Sie versuchen, die Energie der Muslime an ihnen vorbeizulenken und die Menschen zu verwirren. Biden sagt sogar, dass die USA und er ein Teil dieser Einheit der vereinten Schiiten sein wollen. Die Muslime sollen nicht die Dinge der Geschichte auf heute übertragen und so sagt er auch, dass er zum „Gedenken an die historischen Opfer“ alles Gute wünscht. Hierbei soll und muss es aber für die USA auch bleiben. Wer die Geschichte von Yazid und Imam Hussain auf heute überträgt, wird sofort Biden und Imam Chamenei erkennen. Durch diesen Tweet jedoch versucht Biden das Ganze ein wenig unklarer zu machen. Er fürchtet, dass die Bewegung auch sein Imperium zerstören könnte und versucht so noch ein wenig die Bewegung zu manipulieren und gegen andere als ihn zu richten.

Nie zuvor ging dabei der große Satan so offensichtlich vor wie heute. Solch ein Tweet, solch eine Aussage von einem US-Präsidenten ist eine absolute Premiere und gleichzeitig ein Armutszeugnis. Es schreit ja nur nach der Anerkennung der Niederlage, die die USA tagtäglich in jedem ihrer Kriege erzielt haben. Sie zeigen offensichtlich, wie bitter die Niederlage gegen die Bewegung der Gerechtigkeit ist. Diese Niederlage ist so bitter, dass sie versuchen müssen, mit der größten Heuchelei die Menschen zu verwirren. Der Yazid persönlich bekundet sein Beileid für Imam Hussain, nur um sich selbst zu retten, so tief sind die USA bereits gesunken und, Gott sei Dank, sie befinden sich in einem freien Fall.

Imam Chamenei hat in seinen Reden bereits des Öfteren diesen Untergang und Zerfall prophezeit. Dieser Tweet ist tatsächlich die Manifestation dieses Falls, denn es ist ein letzter Versuch, sich irgendwo festzuklammern. Doch genauso wie sie mit dem Versuch gescheitert sind, die Bewegung Hussains zum Schweigen zu bringen, werden sie auch mit dem Versuch scheitern, die Bewegung umzulenken. Möge Allah (swt.) uns in diesen Trauertagen beistehen, uns Kraft schenken und der Friede sei mit Hussain und mit Ali, Sohn von Hussain, und mit den Kindern von Hussain und mit den Gefährten von Hussain, welche ihr Leben auf dem Wege Hussains gaben [Ziyaratu Aschura].

„Da sagten diejenigen, die damit rechneten, dass sie Gott begegnen werden: Wie manche geringe Schar hat doch schon mit Gottes Erlaubnis eine große Schar besiegt! Und Gott ist mit den Standhaften.“ [Heiliger Quran, 2:249]


  1. Tweet auf Twitter ↩︎

  2. Joe Biden verhöhnt Aschura ↩︎