„Und zu seinen Zeichen gehört dies, dass er Ehepartner für euch erschuf von euch selber, damit ihr Frieden bei ihnen findet, und er hat Liebe und Gnade zwischen euch gesetzt.“ (Koran, 30:21)
Die Ehe ist in allen monotheistischen Weltreligionen das einzige und heiligste Band, das zwischen Mann und Frau geknüpft werden kann. In den meisten Fällen – sofern keine körperlichen Einschränkungen vorliegen – führt das Ergebnis dieser gesegneten Zusammenkunft zum Nachwuchs und die anschließende Erziehung der Kinder zur Stärkung und Weiterentwicklung der Gesellschaft. Die Familie bildet damit die Keimzelle der Gesellschaft. Unlängst haben die heutigen Kapitalisten die Familie ins Visier genommen, angefangen bei der Ehe.
Am 30. Juni 2017 wurde die Ehe für alle durch die Abgeordneten im Bundestag beschlossen. Im Grundgesetz ist die Ehe zwischen Mann und Frau noch geschützt, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Verfassungsrichter in Karlsruhe dem Druck der Medien nachgeben werden. Somit entscheiden Politiker und Juristen über eine in der Gesellschaft tief verankerte Tradition. Doch lässt sich die Definition der Ehe so einfach erneuern? Die Ehe ist ein Mittel Gottes, den Wert des Individuums und damit den Wert der Gesellschaft zu erhalten.
Laut der islamischen Überzeugung bestehen Mann und Frau aus zwei Hälften einer Seele, die durch die Eheschließung wiedervereinigt werden. Erst durch die Heirat werden sie zu einem einzigartigen und vollkommenen Wesen und entwickeln sich menschlich von Mann und Frau zu Eheleuten weiter.[1] Dabei liegt die Einzigartigkeit dieser Verbindung in der Gegensätzlichkeit ihrer Wesen. Das beste Beispiel für diese Vereinigung sind Adam und Eva (a.). Im Paradies vereint, wurden sie auf die Erde hinabgesandt und räumlich voneinander getrennt. Sie bemerkten, dass ihre Schwäche aus ihrer Unvollständigkeit herrührte. Als sich beide am Berg Arafat – ca. 25 Kilometer von Mekka entfernt – begegneten, erkannte Adam das Spiegelbild seiner selbst in Eva. „Seine Rauheit findet das Gegenüber in ihrer Zartheit, seine eckigen Formen in ihren Rundungen, seinen Drang nach Stärke in ihrer Schönheit. Es scheint fast so, als wenn der Schöpfer bestimmte Aspekte seiner allumfassenden Herrlichkeit auf die beiden Geschlechter verteilt hat, so dass jeder in dem anderen Geschlecht das sucht, was bei ihm oder ihr weniger ausgeprägt ist.“ [1:1]
Nur durch ihren irdischen Bund war es ihnen möglich, den paradiesischen wiederherzustellen. Sie erhielten somit die Möglichkeit, gemeinsam ein ewiges Leben zu führen. Als Menschen wurden sie vervollkommnet für das Dies- und Jenseits. Neben der spirituellen Besonderheit hat die Ehe natürlich auch weltliche Vorzüge. Durch die Vermählung von Mann und Frau kommen auch unterschiedliche Erfahrungshorizonte zusammen und können ausgetauscht und vertieft werden.
Einen Vorgeschmack der Ewigkeit im Paradies ist die Sexualität heterosexueller Paare. Dabei geht es in erster Linie um die Befriedigung des Partners, da die Versorgung des Menschen – auch in diesem Bereich – von Gott kommt und ein Muslim sich in jeder Hinsicht als ein Instrument Gottes versteht. Dem Mann obliegt hier die Führungsrolle als Imam und dementsprechend stellt er seine eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund. Bei allen anderen Formen der Befriedigung handelt es sich um Selbstbefriedigung und ist moralisch abzulehnen. Sie dienen dem Stillen der eigenen Triebe und machen aus einem paradiesischen Akt einen tierischen. Der promovierte Neurobiologe und Mediziner Gerald Hüther, Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung, fürchtet, dass durch die gleichgeschlechtliche Sexualität die Erotik verloren geht.[2]
Die Heiligen, die Gott als Mahner und Vorbilder bestimmt hat, haben uns die Besonderheit dieser Verbindung vorgelebt. Auch wenn viele sogenannte liberale Muslime die Homosexualität als islamkonform betrachten oder Homosexuelle sich als Islamexperten selber einen Freibrief ausstellen, so lehrt uns die Geschichte etwas anderes: Kein uns bekannter Heiliger war homosexuell oder hat dies in seiner Gesellschaft geduldet. Das Gegenteil ist der Fall. Die moralische Verwerflichkeit der Homosexualität hat das Volk des Propheten Lut (a.) untergehen lassen.
Vom edlen Prophet Mohammed (s.) wird uns folgendes überliefert: „Wer heiratet, wahrt die Hälfte seiner Religion.“ Im Islam besitzt die Ehe einen hohen Stellenwert, denn laut dem Propheten (s.) gibt es kein Gefüge, das Gott lieber wäre als das Gefüge der Ehe. Die Gelegenheit, in einer Ehe zur Ruhe zu kommen, gehört für Mann und Frau zu den wichtigsten Gelegenheiten im Leben.[3] Imam Dschafar Sadiq (a.) sagte zu seinem Gefährten, als dieser die Frage, ob er verheiratet sei, verneinte: „Ich wollte nicht einen einzigen Abend ohne meine Frau sein, auch wenn mir die ganze Welt gehörte!“
Der eingangs zitierte Koranvers beschreibt die erwähnten Vorzüge der ehelichen Vereinigung zwischen Mann und Frau. Dabei ist der letzte Teil des Verses besonders hervorzuheben: „… und er hat Liebe und Gnade zwischen euch gesetzt.“ Das Ergebnis dieser Saat, die Gott gepflanzt hat, ist die Teilhabe an einem Wunder: dem schöpferischen Akt. Nach Imam Chamenei ist der größte Vorzug der Ehe die Familiengründung. Sie sei das Fundament der Gesellschaft.[3:1] Zur Gründung einer Familie ist ein heterosexuelles Ehepaar notwendig. Dies wirkt sich auch fundamental auf die Erziehung der Kinder aus. Dr. Hüther ist der Meinung, dass Kinder erst ihr volles Potential entfalten können, wenn sie vom Erfahrungshorizont beider Geschlechter profitieren können. Neben dieser schädlichen Entsagung gibt es weitere Nachteile, die Kinder von homosexuellen Paaren erfahren. Unter anderem neigen sie wiederum selber zur Homosexualität.
Verfechter der Homoehe versuchen beim Thema Nachwuchs einzuhaken und argumentieren, dass es viele Paare gäbe, die nicht in der Lage seien, Kinder zu bekommen. Für sie wäre eine Ehe sinnlos. Wer so argumentiert, begeht denselben Fehler, den er bei der Gleichstellung der Homoehe mit der normalen Ehe begeht. Er reduziert die Ehe auf eine Zweckehe, mit dem Ziel der Befriedigung eigener Triebe. Anstatt das Instrument Gottes zu werden, macht man sich den Partner zum Instrument der eigenen Lust.
Die Familie als stärkstes Glied der Gesellschaft wird angegriffen. Schwache Familien führen zu einer instabilen Gesellschaft. Eine instabile Gesellschaft wiederum hat nicht die Macht, sich als Kollektiv gegen Unterdrückung zu wehren. Kindern, die nicht den Einfluss von Vater und Mutter genießen, fehlt die Möglichkeit, ihr volles Potential zu entwickeln. Und so wird die Gesellschaft über Generationen hinweg geschwächt.
Da Gott die Ehe zwischen Mann und Frau vorgesehen hat, sie segnet und die Paare für das Diesseits und Jenseits verbindet, unterliegt sie seinen Bedingungen. Ähnlich wie das Fasten und Beten. Demnach sind alle anderen Formen der Partnerschaften keine richtige Ehe und zeitlich begrenzt.