Israel gilt heutzutage, besonders in vielen Medien, als Paradies für Homosexuelle. Immer wieder wird dieses Bild propagiert. Selbst in zahlreichen pro-israelischen Demonstrationen in Deutschland – wenn nicht sogar in jeder – findet sich neben der israelischen Flagge eine Regenbogenfahne. Doch seit wann legitimiert das Judentum diese Form der Sexualität? Denkt man beispielsweise an eine Passage im 3. Buch Mose, bleibt wenig Interpretationsspielraum: „Und jemand, der einem Mann beiliegt, wie man mit einer Frau beiliegt, Gräuel haben sie beide begangen; getötet sollen sie werden.“ (Kap. 20, 13)

Was ist also die Grundlage, mit der ein scheinbar jüdischer Staat so umgestaltet wird? Und warum wird Israel so pauschal als Traumland der Homosexuellen betrachtet, während vor zwei Jahren eine Frau bei einer großen Schwulen-Parade von einem hasserfüllten Israeli erstochen wurde? Als Begründung wird meist das Adoptionsrecht für Homosexuelle genannt, welches in der Praxis aber kaum angewendet wird. Die Praxis sieht ganz anders aus: So haben einflussreiche Rabbiner einen offenen Brief an die Justizministerin verfasst und gefordert, Adoptionen gleichgeschlechtlicher Paare zu verhindern. Oberrabbiner Shmuel Eliyahu bezeichnete Homosexuelle als Kranke, die behandelt werden müssten.[1] Dies klingt mehr nach einer jüdischen Position, als was sonst in den Medien zu hören ist. Auch die Sicherheitslage während der diesjährigen Gay-Pride Parade in Jerusalem ist angespannt. Rund tausend Polizisten mussten die Demonstration schützen. Ein Paradies sieht anders aus. Es ist daher offensichtlich, dass man sich in Israel bemüht, das Judentum beiseite zu lassen, nur um international – wenigstens bei diesem Thema – ein positives Echo zu erhalten und damit den Ruf Israels etwas besser oder „demokratischer“ wirken zu lassen. Doch im Land der Widersprüche ist auch das nicht möglich und schnell platzt die Regenbogen-Welt, da die Position des Judentums zum Thema eindeutig ist. Für seine Anhänger gehört die Homosexualität nicht zu Israel.
Im Grunde genommen ist das Thema nur ein weiteres, das Israels Identität und Existenz in Frage stellt. Beachtet man die Verbrechen wie Vertreibung, Besatzung, Apartheid und die zahlreichen Kriegsverbrechen, die im missbrauchten Namen des Judentums seit über 60 Jahren ausgeübt werden, dann liegt der Verdacht nahe, dass der Zionismus auch einen perfiden Krieg gegen das Judentum selbst führt. Sicherlich wird man Juden finden, die ihre Religion nicht ernst nehmen und die Homosexualität befürworten, doch diese Denkweise ist keine Rechtfertigung, einen Staat einerseits als jüdisch und gleichzeitig homo-freundlich zu bezeichnen. Solch ein radikaler Widerspruch bezüglich der Deutung kann eine Gesellschaft in massive Auseinandersetzungen stürzen. In diesem Zusammenhang gibt es viele Juden, die sich selbst rein aufgrund einer Volkszugehörigkeit als Juden bezeichnen und nicht wegen der Religion des Judentums. Diese rassistische Definition erklärt, wieso einige sogenannte Juden dem Judentum so deutlich widersprechen.
Auffällig ist auch, dass wenn Verbrechen an den Palästinensern verübt werden, es heißt, man schütze nur die Existenz des Judenstaats. Kritisieren aber gläubige Juden die Homosexualität oder die Besatzung, dann gilt das Argument des Judenstaats nicht mehr und alle moralischen oder jüdischen Werte werden verworfen. Hingegen werden die Werte Israels, also der sogenannten einzigen Demokratie im Nahen Osten, immer so angewendet, wie es den Konstrukteuren dieser Besatzung gerade passt und sicher nicht im Sinne des Judentums. Was hat eine solche Parade, ausgerechnet in Jerusalem – der Heimat der großen abrahamitischen Religionen, die allesamt Homosexualität gleichermaßen ablehnen – zu suchen?
Eine Antwort kann man historisch geben, indem man Israel als das betrachtet, was es ist: Eine Kolonie des Westens. Eine Kolonie trägt in der Regel alle ideologischen und politischen Entscheidungen mit, die der Kolonialherr vorgibt. Betrachtet man die Achse zwischen den USA, einigen einflussreichen europäischen Ländern und Israel, dann ist es mehr als plausibel, dass jene Kolonie die gesellschaftlichen Vorgaben ihrer Konstrukteure übernimmt. Exakt dieselbe Toleranz-Masche nutzen auch andere westliche Staaten, allen voran die USA, um von ihren Verbrechen an der Menschheit abzulenken, und Israel ist natürlich mit dabei. In vielen Fällen übernimmt Israel die Vorgaben der Kolonialherren aber nur, solange es dem Zionismus nicht schadet. Zum Beispiel kann sich Israel nicht leisten, Nichtjuden die gleichen Rechte wie Juden zu geben. Ein jüdischer Pass für nicht-jüdische Bürger ist daher nicht möglich. Diese bekommen einen speziellen Pass, obwohl sie die israelische Staatsbürgerschaft besitzen. Was uns unvorstellbar erscheint, ist im Land der Widersprüche Realität. Da nützt die billige Propaganda vom „toleranten Israel“ in den Medien nichts, im Angesicht der vielen Verbrechen dieser gewalttätigen Kolonie, die mehr und mehr nach Expansion strebt. Auch der verzweifelte Versuch, das Land als Paradies für Homosexuelle darzustellen und diese kleine Gruppe perfide zu instrumentalisieren, wird Israel als sinkendes Schiff nicht retten.
Eine weitere Antwort kommt sogar von der Schwulen-Bewegung. Längst werfen bekannte Anhänger der LGBT-Bewegung (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender) wie Jasbir Puar dem israelischen Regime vor, sogenanntes Pinkwashing zu betreiben. Also zu Deutsch: Israel pink zu waschen und so zu tun, als wäre man gegenüber Homosexuellen tolerant, um von den Verbrechen an den Palästinensern abzulenken oder diese zu relativieren.[1:1] Viele bezeichnen es auch als Israels Schwulen-Propagandakrieg. Wiederum andere Befürworter dieser Szene wie Judith Butler rufen sogar dazu auf, israelische Produkte zu boykottieren.[1:2] [1:3] Angesichts eines so enormen Drucks ist es ein Propagandakrieg, den Israel schon gleich am Anfang verloren hat und ein anderes Beispiel verdeutlicht auch, warum:

Tatsächlich hat der Twitter-Kanal der israelischen Armee ein Bild mit einem pinkten israelischen Kampfjet hochgeladen. Die „moralischste Armee der Welt“ wollte damit auf Brustkrebs aufmerksam machen. Einer der Kommentatoren in Twitter antwortete darauf, dass die neue Definition von Pinkwashing bedeute, palästinensische Frauen mit pink gefärbten Kampfjets zu bombardieren, um auf Brustkrebs aufmerksam zu machen.
Wie man sieht, erzielt der Zionismus auf allen Ebenen keine langfristigen Erfolge. Die einzige Möglichkeit, die ihnen bleibt, ist alles mit Gewalt zu erzwingen, sowohl gegenüber den Palästinensern als auch gegenüber den Juden und ihrer Religion. Doch wie lange wird das noch funktionieren? Eine solche gewalttätige Ideologie kann sich auch noch so viele Regenbogenfahnen umhängen und sich in pink waschen. Ihr wahres Gesicht haben sie der Welt schon lange offenbart.