Überall auf der Welt werden terroristische Anschläge verübt. Im wöchentlichen Rhythmus hört man von vereitelten islamistischen Anschlägen. Zahlreiche Staaten haben den Notstand ausgerufen. Wer steckt hinter den terroristischen Anschlägen? Wer hat ein Interesse daran, dass überall in der Welt Terroranschläge von Islamisten verübt werden? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich fragen: cui bono? Wer zieht seinen Nutzen aus dem internationalen Terrorismus?
Im Kalten Krieg rangen die USA und die Sowjetunion um den Einfluss in der Welt. Als Israel 1948 gegründet wurde, betrachteten die USA das Land als strategisch unwichtig. Israel war schwach und potenziell verletzlich. Die USA erkannten, dass ein allzu enges Verhältnis zu Israel ihrer Position andernorts im Nahen Osten schaden würde. Sie waren der Ansicht, dass durch eine einseitige Unterstützung Israels die amerikanischen Beziehungen zur arabischen Welt gefährdet wären und ein sowjetischer Vorstoß in der Region erleichtert würde.
Israels strategischer Nutzen für die USA im Kalten Krieg
1948 riet George Kennan, der Berater von Truman (US-Präsident 1945–1953): „Es wäre zum Nachteil der USA, die extremen Ziele des politischen Zionismus zu unterstützen. Dies würde die Chance der Sowjetunion vergrößern, ihren Einfluss im Nahen Osten auszuweiten und Ölkonzessionen und Stationierungsrechte der USA in der Region gefährden.“[1] Kennedy (US-Präsident 1961–1963) unterstützte Israel wirtschaftlich und militärisch, angesichts der wachsenden sowjetischen Hilfe für arabische Staaten. Johnson (US-Präsident 1963–1969) betonte Israels potenziellen Wert als Verbündeter der USA. Israels Sieg im Sechstagekrieg 1967 gegen die von der Sowjetunion abhängigen arabischen Staaten bestätigte diesen Anspruch durch eine Demonstration ihrer militärischen Fähigkeiten. Nixon (US-Präsident 1969–1974) sah in der verstärkten Unterstützung Israels einen effektiven Weg, dem sowjetischen Einfluss in der Region zu begegnen. Ab den 1970er Jahren wurde die Vorstellung von Israel als ein Bollwerk gegen die Sowjetunion im Nahen Osten etabliert.
Dadurch, dass Israel von da an als Amerikas Stellvertreter im Nahen Osten diente, half es den USA, die sowjetische Expansion im Nahen Osten in Grenzen zu halten. Die USA dachten sich, wenn Staaten, die von der Sowjetunion abhängig waren, von Israel militärisch gedemütigt würden, würde das auch dem Ruf der Sowjets schaden, während das Ansehen der USA zunähme. Deswegen unterstützen sie Israel im Kalten Krieg. Und die Strategie ging auf. 1970 brach Ägypten die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion ab und orientierte sich in Richtung USA. Außerdem zwangen die wiederholten Siege Israels die Sowjetunion, die abhängigen Staaten nach jeder Niederlage mit neuen Waffen auszurüsten. Das schadete der sowjetischen Wirtschaft. Israel half auch beim amerikanischen Feldzug gegen die Sowjetunion, indem es den USA allgemeine Informationen über sowjetische Ressourcen, von der Sowjetunion abhängige Staaten und den Nahen Osten aushändigte. Die Sowjetunion zerbrach ab 1989 und die USA stiegen als alleiniges Imperium auf. Die amerikanische Unterstützung Israels wurde als strategischer Wert für die USA im Kalten Krieg gefeiert.
Israels strategischer Nutzen für die USA nach dem Zerfall der Sowjetunion
Allerdings stellte sich heraus, dass nach dem Zerfall der Sowjetunion Israel für die USA keinen strategischen Nutzen mehr hatte. Tatsächlich sank Israels strategischer Wert für die USA mit dem Ende des Kalten Krieges stetig. Vielmehr war Israel eine strategische Last. Da die USA Israel unterstützten, waren sie im Nahen Osten unbeliebt. In den USA wurden Stimmen von Wissenschaftlern und Militärberatern laut, inwieweit Israel für die USA einen strategischen Nutzen habe. 1992 schrieb Bernard Lewis in seinem Buch Rethinking the Middle East: „Welchen Wert auch immer Israel als strategischer Aktivposten während des Kalten Krieges gehabt haben mag, all dies war offensichtlich mit dem Ende des Kalten Krieges vorbei.“ 1995 schrieb Bernard Reich in seinem Essay Securing the Covenant: United States–Israeli Relations after the Cold War: „Israel ist von begrenzter militärischer oder wirtschaftlicher Bedeutung für die USA. Es ist kein strategisch unverzichtbarer Staat.“ Im Buch A Grand Strategy for America von Robert J. Art von 2003 heißt es: „Israel hat wenig strategischen Wert für die USA und ist in vieler Hinsicht eine strategische Bürde.“ Hyman Bookbinder, Vertreter der zionistischen Lobby American Jewish Committee (AJC) in Washington, sagte in einem Interview erschöpft: „Wir überschlagen uns fast, um den Menschen klarzumachen, dass die Hilfe für Israel auch im strategischen Interesse der Amerikaner ist.“ Für Israel war klar: Wenn es weiterhin die überlebenswichtigen Almosen der USA beziehen will, muss es für die USA einen strategischen Nutzen besitzen.
Partner gegen den Terror
Israels Überleben hing davon ab, einen neuen gemeinsamen Feind mit den USA zu finden – idealerweise Israels Feind als Bedrohung für die USA aufzubauen. Tatsächlich fanden immer häufiger Terroranschläge von Terroristen mit arabischer Herkunft auch in den USA statt, wie beispielsweise der Bombenangriff auf das World Trade Center 1993. Der größte Erfolg Israels aber begann am 11. September 2001. Nach 9/11 wurde der Anspruch, die USA und Israel seien jetzt „Partner gegen den Terror“, die wichtigste strategische Rechtfertigung für die amerikanische Unterstützung Israels.
Ab 9/11 wurden Israels Feinde auch Amerikas Feinde. Ariel Scharon (israelischer Premierminister 2001–2005) drückte das bei einem Besuch in den USA Ende 2001 nach 9/11 so aus: „Ihr in Amerika befindet euch in einem Krieg gegen den Terror. Wir in Israel befinden uns in einem Krieg gegen den Terror. Das ist derselbe Krieg.“ Und alle weiteren Ministerpräsidenten Israels und die zionistischen Lobbygruppen in den USA wiederholen bis heute dieses Mantra: „Israel und die USA sind Partner im Kampf gegen den Terror.“ Zionistisch-amerikanische Lobbys in den USA wiederholten bei verschiedenen Anlässen: „Der Kampf Israels gegen den Terrorismus ist unser Kampf. Der Sieg Israels ist ein wichtiger Teil unseres Sieges. Aus moralischen wie strategischen Gründen müssen wir bei seinem Kampf gegen den Terrorismus zu Israel stehen.“[2] Scharon sagte bei einer Rede in Amerika: „Wenn mich Menschen fragen, wie sie Israel helfen können, sage ich ihnen, helft dem AIPAC.“ AIPAC ist die einflussreichste zionistische Lobby-Organisation und steht für American Israel Public Affairs Committe. Laut AIPAC verbinde die USA und Israel eine tiefe strategische Partnerschaft, die darauf abzielt, den gemeinsamen Bedrohungen beider Länder zu begegnen. Die zionistische Organisation Jewish Institut for National Security Affairs (JINSA) nennt Israel Amerikas zuverlässigsten Verbündeten gegen den internationalen Terrorismus.[3] Im Jahr 2002 verabschiedete der US-Kongress sogar einige Resolutionen, die vorsahen, dass die USA und Israel jetzt an einem gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus beteiligt sind.
Israel braucht den Terror
In Deutschland wurde die Sicherheit Israels zur Staatsräson erklärt (Merkel, 2008). Rudolf Dreßler (deutscher Botschafter in Israel 2000–2005) schrieb in einem Essay, dass die gesicherte Existenz Israels im nationalen Interesse Deutschlands liege. Und wenn deutsche Geheimdienste islamistische Terroristen zu ihren Anschlagsorten fahren,[4] dann um einen gemeinsamen Feind mit Israel zu erschaffen: den islamischen Terrorismus. Das sichert Israels Überleben.
Cui bono? Da Terror, der von Islamisten ausgeht, lebenswichtig für Israels Existenz ist, fördert Israel extremistische Gruppen, die im Namen des Islams töten.[5] Mittlerweile hat Israel den Terror nach Europa gebracht, um Europa ebenso als Verbündeten zu sichern. Merkwürdigerweise verüben Islamisten überall dort ihre Anschläge, wo die Kritik in der Bevölkerung an Israel steigt. Islamisten kamen deswegen nach Europa, weil Israel Europa als Unterstützer braucht. Und jeder Anschlag wird von Israel und israelfreundlichen Medien ausgeschlachtet, um gegen die Muslime zu hetzen.[6] Jede Ablehnung gegenüber den Islam und den Muslimen ist gut für Israel, da Israel so die Muslime in Palästina gewissenlos unterdrücken kann. Israel unterstützt auch Islamfeinde in Europa,[7] um die Stimmung gegen den Islam anzuheizen und um einen gemeinsamen Feind mit Europa zu erschaffen. Israel braucht den Terror. Deswegen: Lasst uns am #QudsTag2017 (23. Juni 2017) gegen den Nutznießer und Verbreiter von Terror in der Welt demonstrieren. Denn Frieden gibt es nur ohne Israel!
Henry A. Kissinger (1979): Memoiren. ↩︎
http://www.aipac.org/learn/us-and-israel/fighting-terrorism ↩︎
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/anis-amri-v-mann-fuhr-terroristen-mindestens-einmal-nach-berlin-a-1129993-amp.html ↩︎
http://www.globalresearch.ca/alliance-of-convenience-israel-supports-syrias-isis-terror-group/5587203 ↩︎
https://www.contra-magazin.com/2016/07/nizza-muenchen-gutjahr-zufall-oder-nicht/ ↩︎
http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-12/israel-europa-rechtspopulismus ↩︎