Am 4. Juni 2021 hielt Imam Chamenei anlässlich des 32. Todestages von Imam Chomeini (r.) eine Rede per Fernsehansprache. In der Rede sprach das Oberhaupt der Muslime die Rolle Imam Chomeinis und die Etablierung einer Islamischen Republik an, ging anschließend aber auch auf die Wichtigkeit der Wahlen und die aktuell bevorstehenden Wahlen 2021 ein. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der englischen Originalübersetzung.


Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Aller Dank gebührt Allah, dem Herrn der Welten und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und besonders mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah).

Ein weiterer 14. Chordad ist eingetroffen und erneut befand sich das Land in der Erinnerung an diese große Persönlichkeit (Imam Chomeini), diesen großen Mann, diesen unersetzlichen Führer. Er hatte dieses zarte Herz, diese unerschütterliche Entschlossenheit, diesen tiefen und klaren Glauben, diese einmalige Ein- und Weitsicht. Heute und in ferner Zukunft müssen unsere Nation und unser Land dieses teure Andenken und Gedenken bewahren.

Die Innovation der Islamischen Republik

Was ich heute mit unserer lieben Nation besprechen möchte, betrifft die wichtigste Innovation unseres großmütigen Imams. Er war der Architekt vieler Innovationen, aber diese eine war seine wichtigste Innovation: die Innovation der Gründung der Islamischen Republik. Das war die Innovation unseres großmütigen Imams, die gleichbedeutend mit religiöser Demokratie ist, die unter dem Titel der Islamischen Republik formalisiert wurde und die zu einem System wurde, das aus den Gedanken und der Willenskraft der iranischen Nation und aus der Führung unseres großmütigen Imams heraus entstand.

Die Entschlossenheit des Imams und die Siege der Islamischen Republik brachten die Feinde zum Schweigen

Ich kenne unter den politischen Systemen der Welt – einschließlich der revolutionären Systeme und der in den letzten Jahrhunderten errichteten – kein einziges System, das so vielen Vorhersagen über seine Zerstörung, Ausrottung und seinen Umsturz ausgesetzt war wie die Islamische Republik. Vom ersten Tag an, als die Islamische Republik gegründet wurde, sagten böswillige Persönlichkeiten, Feinde, und diejenigen innerhalb und außerhalb des Landes, die dieses große Phänomen nicht verdauen und tolerieren konnten, dass die Islamische Republik nicht länger als zwei Monate überleben werde. Und manchmal sagten sie, dass sie – die Islamische Republik – nicht länger als ein halbes, maximal ein Jahr überleben könne und dass sie danach gestürzt werde. Nun, die Macht und Entschlossenheit des Imams und die darauffolgenden großen Siege der iranischen Nation im achtjährigen Krieg und verschiedene andere Ereignisse, löschten diesen Aufruhr aus.

Der Aufruhr nahm allmählich ab und war am Ende von Imam Chomeinis Leben fast nicht mehr vorhanden, aber nach seinem Ableben lebten böswillige Individuen wieder auf und ihre Hoffnung wurde erneut angefacht, weshalb sie ihre Träume in Form von Vorhersagen wiederholten. Eine sehr alte und heruntergekommene Partei mit extravaganten Behauptungen machte im Jahr 1990 die Ankündigung, dass die Islamische Republik am Rande eines Abgrunds stehe – und genau das war mit der Ankündigung auch gemeint. Damit meinten sie: Wenn die Islamische Republik noch einen Schritt macht, ist es aus mit ihr. Dies wurde im Jahr 1990 gesagt.

Ein paar Jahre später schrieb eine andere Gruppe und eine andere Partei – sie gehörten damals leider zu den Mitgliedern des islamischen Parlaments – einen Brief, in dem es hieß, dass für die Islamische Republik nur noch wenig Zeit bleibe. Sie implizierten, dass die Islamische Republik nicht mehr als ein paar Tage überleben würde und dass die Republik gestürzt werden wird. Auch vor und nach diesen Leuten gab es immer wieder Einzelpersonen, Gruppen und Parteien, die inner- oder außerhalb des Landes unter der Schirmherrschaft ausländischer Einflüsse und unter dem Einfluss des Feindes die gleichen Dinge sagten und ihre Aussagen im Radio und anderen solchen Medien verbreiteten und so den Sturz der Islamischen Republik voraussagten. In Wirklichkeit äußerten sie nur ihre Wunschvorstellungen in Form von Nachrichten, Analysen und dergleichen und teilten diese frohen Nachrichten untereinander.

Das letzte Mal, dass dies geschah, war erst vor wenigen Jahren, als die Amerikaner das letzte Wort in dieser Hinsicht sagten. Ein hochrangiger amerikanischer Politiker verkündete voller Zuversicht, dass die Islamische Republik ihr 40-jähriges Bestehen nicht erleben werde. Das waren die Vorhersagen über die Islamische Republik. Ich kann mich nicht erinnern, ob für irgendein anderes politisches System, seit seiner Gründung bis viele Jahre danach, so viele Vorhersagen bezüglich seiner Zerstörung und seines Sturzes gemacht wurden.

Natürlich sagten diejenigen, die solche Prophezeiungen machten, solche Dinge, weil sie auf viele Revolutionen und Systeme der Historie blickten. Viele Bewegungen und Revolutionen – auch in Ost- und Südostasien, in Westasien, in Afrika und in Europa, wie zum Beispiel die große Französische Revolution – gingen schon nach kurzer Zeit ihres Bestehens unter. Sie hatten einen enthusiastischen Anfang und dennoch ein böses Ende. Die große Französische Revolution, die sich zunächst gegen die Monarchie richtete, litt fast 15 Jahre nach ihrer Geburt selbst unter einer tyrannischen Monarchie – der Regierung von Napoleon Bonaparte. Das Gleiche gilt für andere Revolutionen an anderen Orten. Überall auf der Welt erlitten solche Systeme das gleiche Schicksal.

Das Gleiche geschah in unserem Iran. Die Verfassungsbewegung keimte mit all dem Gehabe, der Aufregung, den Fatwas und dergleichen auf, aber bereits 15 Jahre nach der Unterzeichnung des Verfassungsedikts kam jemand wie Reza Khan an die Macht mit dieser entsetzlichen Diktatur und dieser dunklen Tyrannei, die viel schlimmer war als die Qajari-Tyrannei zuvor. Auch später, in den Jahren 1950 und 1951 – den Jahren der nationalen Bewegung –, entstand eine Bewegung, die das Volk auf die Straße brachte und so das iranische Öl verstaatlichte und es den Engländern entriss. Doch ein bis zwei Jahre später wurde ein englischer und amerikanischer Putsch gestartet, der wieder Mohammad Reza half, eine weitere komplexe und sehr gefährliche Diktatur für lange Zeit wieder aufzunehmen.

Diese Vorfälle haben sich in der ganzen Welt ereignet. Sie versuchten unser Schicksal zu prophezeien, indem sie in die Geschichte blickten. Doch das Gegenteil ihrer Prophezeiungen ist eingetreten. Die Revolution und das System von Imam Chomeini wurde nicht aufgelöst und kam nicht zum Stillstand, sondern wurde von Tag zu Tag mächtiger und weigerte sich, zu kapitulieren und zurückzutreten. Es zeigte und demonstrierte seine Unabhängigkeit mit jedem Tag, der verging. Es vollbrachte große Taten und überwand die Hindernisse. Und sie haben dieser Revolution und diesem System so viele Hindernisse in den Weg gelegt: alle Arten, einschließlich politischer, wirtschaftlicher, sicherheitspolitischer und verschiedener anderer Hindernisse. Die Islamische Republik hat sie alle überwunden und ist vorwärts galoppiert. Heute ist die Islamische Republik weiter entwickelt und fortgeschrittener als zu Beginn ihrer Arbeit von vor 40 Jahren und sie ist in jeder Hinsicht besser durch Gottes Gunst und Gnade.

Das Geheimnis für das Überleben der Islamischen Republik

Hier stellt sich die Frage nach dem Geheimnis dieses Überlebens und dieses Fortschritts: Warum hat die Islamische Republik trotz all dieser Anfeindungen nicht das gleiche Schicksal erlitten wie andere politische Systeme und Revolutionen? Was ist der Grund und was ist das Geheimnis dafür? Ich werde Ihnen sagen, dass das großartige Geheimnis für das Überleben dieses Systems (der Islamischen Republik) in zwei Worten zusammengefasst werden kann: „islamisch“ und „Republik“. Die Harmonie zwischen diesen beiden ist das Geheimnis des Überlebens. Und der Organismus, der sich aus diesen beiden Wörtern gebildet hat, sollte geschützt werden: sowohl der republikanische als auch der islamische Aspekt davon, sowohl das Volk als auch der Islam. „Republik“ bedeutet Volk und „islamisch“ bedeutet aus dem Islam stammend. Dies ist dasselbe wie religiöse Demokratie.

Die Formulierung und Umsetzung der Islamischen Republik war die große Leistung Imam Chomeinis

Die große Leistung unseres großmütigen Imams war, dass er diesen Gedanken und diese Theorie – die Theorie der Islamischen Republik – aufbrachte und sie in die Arena beförderte, in der verschiedene politische Theorien existierten. Zu dieser Zeit stritten sich verschiedene politische Theorien im Osten und im Westen über politische Angelegenheiten und Ansichten. Der Imam hat diese Theorie dann umgesetzt und realisiert. Er hat nicht nur die Theorie formuliert, er hat sie auch ausgeführt und auf diese Weise die Islamische Republik ins Leben gerufen. Das war die große Leistung von Imam Chomeini.

Sein tiefes Islamverständnis und Vertrauen

Imam Chomeini war in vielerlei Hinsicht ein großer Mann. Eine Besonderheit seiner Persönlichkeit war sein religiöses Wissen und Verständnis. Die Quelle der Unterstützung für die Schaffung dieser Theorie und ihre anschließende Umsetzung in die Praxis war einerseits sein tiefes Verständnis des Islams – er kannte den Islam und wusste, dass die islamische Staatsführung die Hauptbotschaft des Islams war. Auf der anderen Seite war es sein tiefer Glaube an die Menschen. Er hatte ein enormes Vertrauen in die Menschen. Er glaubte an ihre Fähigkeiten, ihre Willenskraft, und ihre Loyalität und wir haben eine Fülle von Erinnerungen an seinen erstaunlichen Glauben an sie.

Im Jahr 1962, als die Bewegung gerade begonnen hatte, lenkte er in einer Klasse die Diskussion auf politische Angelegenheiten und die wichtigste Angelegenheit des Landes. Er zeigte auf die Wüste in Qum und sagte, wenn wir damals die Menschen gefragt hätten, hätten sie die Wüste gefüllt! Im Jahr 1962 hätte niemand es für möglich gehalten, dass er das Volk dazu bringen könnte, sich der Angelegenheit der Islamischen Revolution anzuschließen. Der Imam dachte, dass die beiden Teile der Theorie der Islamischen Republik – sowohl ihr islamischer als auch ihr republikanischer Aspekt – aus dem Islam stammen. Seine Theorie basierte auf dem Islam. Tatsächlich war es seine Beherrschung der islamischen Lehren und sein tiefes und umfassendes Verständnis der islamischen Lehren, die die Theorie im Kopf dieser großen Persönlichkeit aufkommen ließen.

Die Gegner der Theorie der Islamischen Republik

Nun, ich sollte hinzufügen, dass die Theorie gewisse Gegner hatte. Beide Aspekte des Themas – der islamische Aspekt und die Herrschaft des Islams sowie der volksnahe und demokratische Aspekt der Theorie – hatten vom ersten Tag an bis heute entschiedene Gegner. Auch in der heutigen Zeit gibt es Gegner, die bestimmte Standpunkte haben, auf die ich im Folgenden hinweisen werde:

1. Nichtreligiöse und religiöse Säkularisten

Es gab unbeugsame Gegner der Idee, dass das Land und das Leben im Allgemeinen nach islamischen Werten, Prinzipien, Richtlinien und Regeln geführt werden sollte. Natürlich waren nicht alle von ihnen gleich: Einige waren nicht-religiöse Säkularisten, die im Wesentlichen glaubten, dass die Religion ein solches Recht nicht habe und dass sie nicht in der Lage sei, in sozialen und politischen Angelegenheiten des Landes bestimmen zu können und das Sozial- und Regierungssystem des Landes zu leiten. Sie glaubten, dass die Religion eine solche Funktion nicht habe. Diesem Standpunkt zufolge sollte jemand, der an die Religion glaubt, wissen, dass sich die Religion lediglich auf tägliche Gebete, fasten, persönliche Angelegenheiten und dergleichen beschränkt. Das heißt, sie glaubten nicht an die Autorität der Religion. Einige von ihnen gingen sogar so weit zu glauben, dass Religion Opium für die Gesellschaft sei und dass sie schädlich sei: Sie sei nicht nur nicht nützlich, sondern sogar schädlich.

Dies war eine Gruppe von Menschen, die gegen die Autorität des Islams kämpften, aber es gab auch eine andere Gruppe, die an die Religion glaubte und die versuchte, sie zu verteidigen, indem sie sagte, dass die Religion sich nicht in die Politik einmischen sollte. Sie sagten, dass die Religion nicht mit der Politik vermischt werden sollte und dass sie beiseite stehen, ihre Heiligkeit bewahren und sich weigern sollte, die Arena der Politik zu betreten, die eine Arena ist, die von Konflikten, Aufregung, Spannungen und dergleichen gekennzeichnet ist. Wenn man eine korrekte Einschätzung solcher Personen abgeben möchte, so muss man sagen, dass sie religiöse Säkularisten sind. Sie sind religiös, aber in Wirklichkeit sind sie säkular. Um es in einfachen Worten zu sagen, sie glauben überhaupt nicht an die Einbeziehung der Religion in verschiedene Aspekte des Lebens. Sie standen der Autorität des Islams feindlich gegenüber.

2. Säkulare liberale und religiöse Gläubige, die nicht an das Volk glauben

Was die Gegner der Autorität des Volkes und der Demokratie anbelangt, so setzten sich diese aus zwei Fronten zusammen: Die eine Front wurde von säkularen Liberalen gebildet, die an die Demokratie glaubten, aber sagten, dass die Demokratie überhaupt nichts mit der Religion zu tun hat. Nach dieser Ansicht sind es Liberale, Techniker und wie sie es selbst ausdrückten, „Technokraten“, die sich im Bereich des Republikanismus und der Demokratie engagieren sollten. Sie glauben, dass die religiöse Demokratie und die Islamische Republik bedeutungslos seien. Also waren sie mit dem Aspekt der Republik nicht einverstanden. Und es gab eine andere Gruppe von Menschen, die an die Religion glaubten, die aber auch glaubten, dass die religiöse Autorität nicht vom Volk abhängt: „Wer ist das Volk, das regieren soll? Es ist die Religion, die herrschen und regieren sollte.“ Diese waren eine weitere Gruppe. Beispiele für Letztere waren in letzter Zeit in der exzessiven Form von DAESH (IS) zu sehen, die naiv glaubten, so die religiöse Autorität zu vertreten, während sie dem Volk aber keine Rolle zugestanden.

Die Theorie der Islamischen Republik entspricht der Essenz des Islams

Mit dem Vertrauen auf Gott, mit dem Glauben an das Volk und mithilfe seines tiefen Verständnisses der Religion stand der Imam fest, brachte diese Theorie voran und verwirklichte diese große Errungenschaft in der Gesellschaft. Ich sollte hinzufügen, dass diese Theorie eine gelehrte Sichtweise ist, die nicht auf Emotionen basiert. Dass die Religion regieren sollte und dass die Menschen in einer solchen Regierung präsent sein sollten – was man als religiöse Demokratie übersetzen könnte –, ist etwas, das aus dem Herzen des Islams stammt.

Die Autorität der Religion hat ihren Ursprung im Heiligen Quran und in islamischen Erzählungen

Der Quran hat klar über die Autorität der Religion gesprochen. Wenn jemand dies leugnet, zeigt das wirklich, dass er nicht sorgfältig nachgedacht hat. Ein heiliger Vers aus der Sura al-Nisa besagt: „Und Wir haben die Gesandten nur deswegen entsandt, damit man ihnen gehorcht mit der Erlaubnis Gottes.“ [Heiliger Quran, 4:64]. Wir haben Propheten gesandt, damit die Menschen ihnen gehorchen. In welchen Dingen aber sollten sie den Propheten gehorchen? Was ist der Gegenstand dieses Gehorsams? Es gibt Hunderte von Quranversen, die diesen Gehorsam erklären. Zum Beispiel die Verse über den Dschihad, die Rechtsprechung und die Verhängung von Strafen sowie die Verse über Geschäfte mit anderen Menschen und über Vereinbarungen mit anderen Ländern – „Wenn sie aber nach Vertragsabschluss ihre Eide brechen [...], dann …“ [Heiliger Quran, 9:12].

Diese Verse beziehen sich auf die Regierung des Islams. Sie zeigen, dass in diesen Angelegenheiten dem Gesandten Gottes (s.) gehorcht werden sollte: in der Angelegenheit der Verteidigung des Landes, der Umsetzung der Regeln, der Ausführung von sozialen Vereinbarungen und Verträgen und Vereinbarungen mit anderen Ländern und der Verwaltung der Gerechtigkeit in der Gesellschaft. In diesen Angelegenheiten sollte dem Gesandten Gottes (s.) gehorcht werden. Das ist die Bedeutung von Regierung. Regierung hat keine andere Bedeutung. Die Autorität des Islams wurde mit solch ausdrücklicher Klarheit erwähnt.

Natürlich ist diese Autorität in den Überlieferungen und Hadithen des heiligen Propheten (s.) und anderer fehlerloser Imame (a.) reichlich sichtbar. Als der heilige Prophet (s.) von den Vertretern der Menschen von Yathrib umgeben war, die ihn in diese Stadt einladen wollten – die später in Madinat an-Nabi [Stadt des Propheten] umbenannt wurde – und als sie in Mina zu ihm sprachen, bat er sie, dasselbe Versprechen bezüglich der Autorität abzulegen. Er sagte ihnen nämlich, dass er in die Stadt kommen würde, vorausgesetzt, dass sie ihn um den Preis ihres Lebens verteidigen und unterstützen, und sie stimmten zu und versprachen, dies zu tun. Später, als er Medina betrat, errichtete er eine islamische Regierung und setzte die Autorität des Islams durch. Diese Autorität stammte aus der Tatsache, dass er ein Prophet war. Weil er ein Prophet war und die Menschen an ihn glaubten, errichtete er eine Regierung.

Auch nach seinem Ableben, trotz der Differenzen bezüglich seiner Nachfolgerschaft zweifelte niemand unter den Muslimen, einschließlich derer, die Unstimmigkeiten über den Nachfolger hatten, daran, dass jede Regierung, die gebildet werden sollte, sich um die Religion und den Quran drehen sollte. Daher ist die Frage der Autorität der Religion und des Islams eine wirklich wichtige Frage und sie ist eine Voraussetzung für den Glauben an den Islam. Wenn jemand also an den Islam glaubt, nachdem er sorgfältig über die ideologischen Prinzipien des Islams nachgedacht hat, sollte er auch zum Schluss kommen, an die Herrschaft des Islams in der Gesellschaft zu glauben.

Die Rolle des Volkes bei der Errichtung einer islamischen Regierung und bei der Bestimmung seines eigenen Schicksals

Was die republikanische und demokratische Seite der Thematik und die Stärke der Stimmen des Volkes betrifft, so ist dies ebenfalls eine sehr wichtige Frage. Diese Angelegenheit sollte aus zwei Perspektiven betrachtet werden: die eine ist die religiöse und ideologische Perspektive – bezogen auf die Verantwortung und die Rechte des Volkes – und die andere Perspektive ist die Umsetzung der religiösen Regierung, die ohne das Volk nicht möglich ist.

Die erste Perspektive bezieht sich auf die Verantwortung des Volkes – die Anwesenheit des Volkes ist entscheidend für die Errichtung der islamischen Regierung. Im Heiligen Quran und in islamischen Erzählungen gibt es viele klare Hinweise auf die Pflicht der Menschen gegenüber dem Schicksal ihrer Gesellschaft: „Ihr alle habt Verantwortung gegenüber denen, die unter eurem Schutz stehen.“ Das bedeutet, dass jeder gegenüber der Gesellschaft verantwortlich ist. In einer anderen Überlieferung heißt es: „Wer am Morgen erwacht, ohne sich um die Angelegenheiten der Muslime zu kümmern, ist kein Muslim.“ Mit den Angelegenheiten der Muslime sind die Angelegenheiten der islamischen Gemeinschaft, der Ummah gemeint, was alle Angelegenheiten einschließt. Wir können an dieser Stelle die bekannte Siffin-Predigt erwähnen, in der wir viele Punkte über die Regierung angesprochen werden. Der Befehlshaber der Gläubigen (Imam Ali (a.)) sagt in dieser Predigt etwas, das meiner Meinung nach sehr wichtig ist: „Und es gehört zu den verpflichtenden Rechten Allahs gegenüber Seinen Dienern, dass sie sich beraten, so gut sie es vermögen und miteinander zusammenarbeiten, um die Wahrheit [haq] untereinander zu etablieren.“ [Nahdsch-ul-Balagha, 216. Predigt]. Eines der wichtigsten Rechte Gottes über seine Diener ist: „[Diener müssen] miteinander zusammenarbeiten, um die Wahrheit [haq] untereinander zu etablieren.“ Das ist die Verantwortung des Volkes. Also sind die Menschen hier verantwortlich. Sie sollten helfen, die Regierung der Wahrheit [haq] und die Religion Gottes im Land zu etablieren.

Das gegenseitige Beraten, Gutes zu tun, ist eine öffentliche Verantwortung, und einer der wichtigsten Formen von Beratung. Der Rat zum Guten betrifft die Errichtung der Regierung der Wahrheit und Gerechtigkeit. Es sollte eine gerechte Regierung in der Gesellschaft existieren. Dies sollte eine Regierung der Wahrheit sein, und die Menschen sollten sich gegenseitig dazu raten, Gutes zu tun. Das zeigt die Pflicht des Volkes. Eine weitere Pflicht ist es, verschiedene Formen der Korruption in der Gesellschaft zu bekämpfen.

In einer anderen Predigt sagt der Befehlshaber der Gläubigen (a.), dass einer der Gründe, warum er die Regierung angenommen hat, war: „Und wenn Allah den Gelehrten nicht aufgetragen hätte, dass sie die Über­sättigung der Ungerechten und den Hunger der Unterdrückten nicht hinnehmen sollen, würde ich die Zügel (des Kalifats) auf dessen Widerrist herabwerfen“ [Nahdsch-ul-Balagha, 3. Predigt]. Mit anderen Worten: Gott, der Erhabene, hat das Wort der Gelehrten dafür genommen, soziale Klüfte und soziale Ungleichheiten nicht zu akzeptieren – später werde ich auf die Rolle der Gelehrten und der Geistlichen [علماء] eingehen –, da wegen dieser Ungleichheiten einige an Völlerei und andere an Hunger sterben.

Das arabische Wort علماء bedeutet entweder Gelehrte als eine privilegierte Klasse der Gesellschaft, die in dieser Hinsicht eine besondere Pflicht haben, oder es bedeutet die Gelehrten und diejenigen, die allgemeines Wissen über etwas haben, denn natürlich sind diejenigen, die von etwas nichts wissen, auch nicht dafür verantwortlich. Diejenigen aber, die sich einer Sache bewusst sind, sind natürlich dafür verantwortlich. Es handelt sich also um eine kollektive Verantwortung. Wie sollte diese Verantwortung nun wahrgenommen werden? Das variiert in verschiedenen Zeiten. Heute manifestiert sie sich durch die Teilnahme an Wahlen und an einem anderen Tag wird sie sich auf eine andere Weise manifestieren. Generell gibt es aber eine Verantwortung.

Das ist zum einen eine Verantwortung und zum anderen ein Recht – das Recht, sein Schicksal selbst zu bestimmen. Der Mensch ist frei in seiner Wahl: „Sei kein Diener von anderen, denn Allah hat dich frei erschaffen.“ [Nahdsch-ul-Balagha, 31. Brief]. Dies wurde von dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) gesagt. Ihr solltet selbst wählen. Ihr seid frei, euer Schicksal in eure Hand zu nehmen. Dies ist einer der offensichtlichen Punkte im Islam.

Deshalb stützt sich die Autorität des Volkes und die Demokratie auf diese religiösen Lehren. Der Quran, die Überlieferungen, Nahdsch-ul-Balagha und das Verhalten des Heiligen Propheten (s.) und des Befehlshabers der Gläubigen (a.) spiegeln diese Lehren wider. In der Predigt von Siffin sagt der Befehlshaber der Gläubigen: „So nehmt nicht Abstand von der Äußerung der Wahrheit oder dem Aufzeigen eines Gegenstandes der Gerechtigkeit“ [Nahdsch-ul-Balagha, 216. Predigt]. Im Grunde meint er damit: Vermeidet es nicht, mir Ratschläge zu erteilen und eure Meinung über meine Wege und Methoden zu äußern. Und genau so ist es auch. Die Verantwortung und die Rechte der Menschen basieren auf dem Islam. Das war die erste Perspektive.

Das Bedürfnis der Regierungen nach Unterstützung durch das Volk

Bei der zweiten Perspektive [der Diskussion über den republikanischen Aspekt der Islamischen Republik] geht es um Unterstützung und um die Notwendigkeit der Unterstützung durch das Volk. Auch dies ist ein wichtiger Punkt. Wenn Regierungen – nicht nur religiöse Regierungen, sondern generell alle Regierungen – keine Unterstützung durch das Volk haben und wenn das Volk nicht für sie eintritt, wird diese Regierung ein Leben mit Schwertern und Peitschenhieben führen müssen. Doch er ist nicht möglich, solch eine Regierung aufrechtzuerhalten. Natürlich ist eine islamische und quranische Regierung nicht darauf aus, das Volk zu unterdrücken, das Schwert zu schwingen und das Volk auszupeitschen. Deshalb kann sie nicht ohne die Unterstützung des Volkes leben. Es war weder möglich, die Islamische Republik ohne die Unterstützung des Volkes zu gründen, noch war es nach ihrer Gründung möglich, die Regierung ohne diese Unterstützung aufrechtzuerhalten. Dankenswerterweise hat das System weiter bestanden und wird auch von nun an weiter bestehen.

Die Islamische Republik war eine originelle Idee

Diese religiöse Demokratie, die den Namen „Islamische Republik“ trägt und ausgehend von Imam Chomeini (r.) etabliert wurde, eine originelle und rein religiöse Idee. Daran sollte es keinen Zweifel geben. Einige Leute sagten, dass der Imam die Idee der Durchführung von Wahlen, der Demokratie und anderer solcher Ideen von den Westlern aufgrund einiger Überlegungen entlehnt hat. Dies ist eine völlig haltlose Behauptung. Der Imam, den wir kannten und mit dem wir viele Jahre zusammengearbeitet haben, und der, mit dem die Menschen vertraut waren, war keine Person, die das Gebot Gottes vergessen würde, nur weil er eine bestimmte Idee mitbekommen hat oder sonstiges. Wenn die Demokratie ihre Wurzeln nicht in der Religion hätte und wenn sie keine göttliche Erscheinung wäre, dann wäre der Imam trotzdem keine Person, die die Dinge mit Gewalt klären würde. Er würde immer selbstbewusst bleiben und seinen Standpunkt zum Ausdruck bringen.

Sie haben dies in seinem Leben gesehen. An dem Tag, an dem der Imam das Thema Hidschab zur Sprache brachte – dass Frauen verpflichtet sind, Hidschab zu tragen –, waren viele Leute dagegen, sogar Leute, die dem Imam selbst nahestanden. Einer der Leute, die dem Imam nahe standen, kam zu mir und sagte: „Warum sagt Agha [Herr] das? Was ist das für ein Kommentar? Du solltest hingehen und ihn bitten, seine Meinung zu ändern.“ Natürlich hatten wir eigentlich alle die gleiche Meinung wie der Imam, aber viele waren dagegen, dass er es öffentlich ansprach. Es war jedoch Imam Chomenis Meinung und er brachte sie entschlossen vor und es war eine korrekte Sache, die er sagte. Es gab auch andere Themen wie dieses.

Unser großmütiger Imam führte diese religiöse Neuerung aus. Er präsentierte diese fortschrittliche und neuartige Idee und diese schöne und erstaunliche Interpretation des Islams, die ihre Wurzeln in seinem tiefen Verständnis und seinen klaren Ideen hatte, und brachte so die iranische Nation – die sich jahrhundertelang an die Tyrannei gewöhnt hatte – ins Zentrum der Arena, half ihr, die Verantwortung für ihr eigenes Land zu übernehmen und gab ihr die Kraft, an sich selbst zu glauben.

Es ist sehr schwierig für euch, liebe Jugendliche, die ihr die vorrevolutionäre Ära nicht miterlebt habt, sich vorzustellen, wie es damals war. Wir aber haben in dieser Zeit gelebt. Wir haben sie sprichwörtlich geatmet. Damals spielte das Volk überhaupt keine Rolle. Wenn jemand dem Volk gesagt hätte, dass es das Recht habe, über Angelegenheiten des Landes mitzubestimmen, hätte es das nicht glauben können. Das Volk wurde in diesen Fragen völlig ausgegrenzt und spielte keinerlei Rolle. Das war vor allem während der dunklen Ära der Pahlavi-Dynastie der Fall, von der wir nur noch die letzten Teile, so ungefähr die letzten 20, 30 Jahre, miterlebt haben. Die Menschen dieser Zeit lebten mit Angst und Unterdrückung. Der Imam hat einen riesigen Sprung nach vorne gemacht, auf diese Weise das Volk in die Arena geführt und der Jugend und der ganzen Nation geholfen, an sich selbst zu glauben. Er nutzte die großen Fähigkeiten des Volkes und polierte sie mit seiner Führung und Anleitung in einem solchen Ausmaß, dass das Volk es schaffte, ein großes Wunder zu vollbringen, indem es eine jahrtausendealte Monarchie stürzte. Er brachte das Volk ins Zentrum der Arena und half ihm, standhaft zu bleiben, Widerstand zu leisten und dank seiner Religion und seines Verständnisses täglich stärker zu werden.

Einst war die Islamische Republik ein dünnes Pflänzchen. Heute jedoch ist sie ein guter, starker und stabiler Baum, der durch keinen Sturm entwurzelt werden kann. Es gab schwierige Vorfälle, aber diese Nation hat es geschafft, sich inmitten dieser schwierigen Vorfälle zu schützen und sich vorwärtszubewegen. Ein Beispiel für diese schwierigen Ereignisse ist der achtjährige Krieg. Acht Jahre lang standen alle Großmächte hinter einer Regierung, um ihr zu helfen, uns anzugreifen. Sie statteten sie mit Informationen, mit Taktiken und mit finanzieller Unterstützung aus – alles mit dem Ziel, die Islamische Republik zu vernichten. Dennoch blieb unsere Nation standhaft, zwang die Feinde in die Knie und weigerte sich, trotz ihrer törichten Wünsche, zu kapitulieren und in die Knie zu gehen, und sie erweiterte ihren Einflussbereich der Macht und Würde.

Die Lösung für die Probleme des Landes liegt in einer Autorität

Imam Chomeini glaubte, dass die beiden Worte „Republik“ und „Islam“ die Knoten in den Problemen des Landes lösen würden. Er glaubte, dass der Schlüssel zu allen Problemen des Landes in der Umsetzung des Islams und der Präsenz des Volkes vor Ort liegt. Dies war die Meinung des Imams. Er sagte: „Die Islamische Republik, kein Wort weniger und kein Wort mehr.“

„Kein Wort weniger“ bedeutet, dass eine Republik ohne Islam oder ein Islam ohne Republik keinen Sinn ergibt. Der Imam sagte, dass es eine Islamische Republik geben soll. Das bedeutet die Autorität des Islams und die Autorität der Menschen, die miteinander verbunden sind und die sich in keiner Weise widersprechen.

Die Autorität des Islams bedeutet, dass die Werte und Orientierungen vom Islam bestimmt werden. Die Autorität des Volkes bedeutet, dass die Art und Weise, wie die Regierung geführt wird, vom Volk bestimmt wird. Das ist es, was die Autorität des Islams und des Volkes bedeuten. Die Willenskraft des Volkes ist einflussreich, ebenso wie die islamischen Regeln. Der Imam betrachtete dies als ein problemlösendes Phänomen. Und die Wahrheit ist, dass es alle Probleme des Landes lösen kann. Wann immer wir die Hilfe des Volkes in Anspruch genommen haben und wann immer wir nach dem Islam gehandelt haben, haben wir einen Schritt nach vorne gemacht. Das war zur Zeit des Imams der Fall und das ist auch nach seinem Ableben bis heute der Fall.

Ich kann dies mit Überzeugung sagen und dies wird auch durch zahlreiche Beweise belegt. Wann immer wir die Menschen einbezogen und wann immer wir den Islam zum Standard und zum Hauptkriterium machten, kamen wir voran. Wann immer jedoch eine dieser beiden Säulen wackelig wurde, kamen wir kreischend zum Stillstand. Zum Beispiel sollten wir die Menschen in die Arena der wirtschaftlichen Angelegenheiten bringen. Ich wiederhole seit vielen Jahren, dass die kleinen und mittleren Industriezentren entwickelt und ausgebaut werden sollten. Das liegt daran, dass diese kleinen und mittleren Zentren Millionen von Menschen ernähren. Millionen von Menschen sind von ihnen abhängig. Dies ist gleichbedeutend mit der Präsenz der Bevölkerung. Hätten wir diese Zentren gestärkt, wären wir jetzt in einer besseren wirtschaftlichen Situation.

Das Gleiche gilt für verschiedene andere Dinge. Wenn es wirklich üblich wird, dass die ehrenwerten Beamten des Landes sowohl den islamischen Angelegenheiten Aufmerksamkeit schenken – also die islamischen Regeln in ihrer Gesamtheit einhalten, sei es in innenpolitischen, außenpolitischen, wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und verschiedenen anderen Angelegenheiten – als auch die Beteiligung des Volkes sicherstellen, also den Boden dafür bereiten, dass das Volk seine Präsenz zeigt und seine Forderungen zum Ausdruck bringt, dann werden alle Probleme des Landes gelöst werden.

Die Art von Islam, die Imam Chomeini wollte

Die Einbeziehung der Menschen ist eines der Hauptthemen. Die Aussagen des Imams in dieser Hinsicht sind wichtig. Er hat erstaunliche Äußerungen gemacht. Ich habe einen kurzen Satz aus seinen Aussagen aufgeschrieben. Imam Chomeini hat klare, feste und solide Aussagen sowohl über den Islam als auch über die Demokratie gemacht. Was den Islam betrifft, so hat er den reaktionären und vielschichtigen Islam entschieden abgelehnt. Auf der einen Seite lehnte er die Reaktionären ab und auf der anderen Seite die Eklektiker – diejenigen, die ihr Publikum und die Gesellschaft mit den Ideen anderer füttern und dies im Namen des Islams tun. Imam Chomeini lehnte sie entschieden ab. Aus der Sicht des Imams ist der Islam ein System, das nach Gerechtigkeit strebt und das sich gegen Arroganz und Korruption wendet. Dies wird in den Aussagen des Imams deutlich. Diese Aussagen finden sich sowohl in seinem Testament als auch in den mehr als 20 Bänden über Imam Chomeinis Aussagen, die beide veröffentlicht wurden. Natürlich haben wir selbst diese Standpunkte auch direkt vom Imam gehört, aber diejenigen, die damals nicht geboren waren und Imam Chomeini nicht gesehen haben, können sich auf seine Aussagen beziehen. Der Kontext der Aussagen vom Imam ist klar.

Die Art von Islam, an die Imam Chomeini glaubt, ist anti-arrogant – das heißt, antiamerikanisch. Er ist gegen die Herrschaft und Einmischung von Ausländern und ausländischen Mächten – Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes. Er ist gegen den Kniefall und die Verbeugung vor dem Feind. Es ist ein Anti-Korruptions-Islam. Die Art von Islam, an die der Imam glaubt, ist gegen Korruption und ist dagegen, bestimmten Personen Privilegien zu gewähren. Die Dinge, die heute im Bereich der Korruption in einigen Sektoren offenbart werden, sind definitiv das Gegenteil von dem, was der Islam will. Der Islam ist eine Religion, die gegen Korruption kämpft. Eine islamische Regierung ist eine Regierung, die die Korruption bekämpft. Eine solche Regierung ist auch anti-reaktionär – reaktionär bedeutet, das Leben mit alten, regressiven Gedanken zu verunreinigen und sich von den neuen islamischen Gedanken unseres großherzigen Imams zu entfernen. Der Islam ist feindlich gegenüber der Aristokratie und steht ein für die Schwachen und Unterdrückten. Der Islam befürwortet keine Klassenungleichheiten – die Kluft zwischen den Armen und den Reichen.

Spät in seinem gesegneten Leben, noch wenige Monate vor seinem Ableben, schrieb der Imam einen Brief an einen Beamten, in dem er sagt: „Sie sollten stärker hervorheben, dass sich unser Volk gegen Unterdrückung, Unruhen, reaktionäre Haltung und rückschrittliche Ideen erhoben hat und dass es einen monarchischen, kapitalistischen, eklektischen, also in der Summe einen amerikanischen Islam durch den ursprünglichen, vom Propheten Muhammad (s.) eingeführten Islam ersetzt hat“. Dies geht zurück auf den Dezember, im Jahre 1988. Das ist also keine Zeit gewesen, über die man sagen könnte, dass sie zu Beginn der Revolution war und der revolutionäre Enthusiasmus herrschte. Imam Chomeini schrieb diesen Brief ein paar Monate vor seinem Ableben. Also vertrat der Imam einen solchen Standpunkt über den Islam.

Imam Chomeinis Sichtweise bezüglich Demokratie und Wahlen

Was die Demokratie betrifft, so glaubte der Imam, dass Wahlen die Manifestation der Demokratie sind, und das zu Recht, denn heute kann die Demokratie durch die Präsenz des Volkes bei Wahlen erreicht werden. Es mag eine Zeit in der Zukunft kommen, in der Wahlen bedeutungslos werden und in der es neue Formen für die Beteiligung und Präsenz des Volkes geben wird, aber heute wird die Präsenz des Volkes durch Wahlen manifestiert. Das Gleiche galt für die Zeit des Imams. Imam Chomeini hat wichtige Äußerungen über Wahlen gemacht: Er betrachtete und bezeichnete Wahlen als eine religiöse Pflicht. In seinem Testament sprach er eine ernste Warnung aus, indem er sagte: „Nicht an Wahlen teilzunehmen, kann unter bestimmten Umständen eine große Sünde sein.“ Dies ist der Standpunkt des Imams zu den Wahlen. Es gibt ein weiteres Zitat von Imam: „Bei den Wahlen der Experten für den Führungsrat z.B., sollten sie daran denken, dass, wenn sie nachlässig sind und sie für den Rat keine Experten auf der Basis religiöser Kriterien und den betreffenden Gesetzen wählen, sie dem Islam und dem Land sicherlich Schaden zugefügt haben, wofür jeder vor dem höchsten Gott verantwortlich sein wird.“ Das sind die Aussagen vom Imam und er hat die Islamische Republik mit den gleichen Aussagen und mit der gleichen Akribie gefestigt und gestärkt. Dankenswerterweise bewahrte die iranische Nation auch nach Imam Chomeinis Ableben dieses gottgegebene Geschenk – die religiöse Demokratie, die wahrlich ein göttliches Geschenk ist, das der iranischen Nation durch unseren großmütigen Imam zuteilwurde.

Der Widerstand des iranischen Volkes gegen die Intrigen der Feinde

Die iranische Nation stand fest gegen die Komplotte, die von den Feinden des Irans und der Iraner ausgebrütet wurden und die Menschen dieses Landes vereitelten diese Komplotte. Die Feinde hatten sich viele Intrigen ausgedacht, um die Menschen von der Islamischen Republik zu trennen und es dazu zu bringen, den Glauben an den Islam und an die religiöse Demokratie zu verlieren. Jedes Mal, wenn die Feinde die Arena betraten und was auch immer sie taten, sie trafen stets auf die eisernen Fäuste des iranischen Volkes. Sie versuchten eine Distanz zwischen dem iranischen Volk und der islamischen Regierung zu schaffen, aber sie sind an der heftigen Motivation des iranischen Volkes abgeprallt. Das Gleiche gilt auch für heute. Sie brüteten sicherheitsrelevante und politische Komplotte aus, gepaart mit einer starken Feindseligkeit im Bereich der Wirtschaft und mit ideologischen Angriffen, aber sie wurden in all ihren Versuchen vereitelt.

Die Feinde versuchen, den Islam zu entwurzeln

Leider gibt es einige Leute, die die Ideen der Feinde im Lande aufgreifen und wiederholen. Wenn sie manchmal von „der Säuberung der Ideologie“ hören, ist es das Ergebnis von der Förderung der Gegner. Die „Säuberung der Ideologie“ bedeutet, den Islam und das islamische Denken beiseite zu schieben, wenn es um die Islamische Republik und die religiöse Demokratie geht, und stattdessen korrupte und perverse Gedanken zu verwenden, die von der liberalen Demokratie gefördert werden – Gedanken, die die Menschen in der ganzen Welt heutzutage ruiniert haben.

Einige andere Leute wenden eine andere Taktik an. Sie sagen, dass die Unantastbarkeit der Religion darin liegt, dass sie beiseite tritt. Das wurde auch zu Beginn der Revolution proklamiert. Das ist das Gerede des Feindes, und es ist eine Wiederholung der gleichen Aussagen, die vor dem Sieg der Revolution und gleich nach ihrer Entstehung gemacht wurden. Sie behaupten, dass wenn wir die islamischen Vorschriften einhalten wollen, dies nicht mit der Demokratie gemeinsam geschehen kann, was natürlich stark von den Feinden der Islamischen Republik und der iranischen Nation verbreitet wird. Manche Leute sagen diese Dinge vielleicht aus Nachlässigkeit. Ich beschuldige niemanden, der diese Dinge sagt, ein Spion des Feindes zu sein. Nein, manche sagen diese Dinge aus Unwissenheit, aber sie sollten wissen, dass dies eine Idee ist, die vom Feind mit dem Ziel gefördert wird, den Islam zu entwurzeln. Es kommt vor, dass manche Leute scheinbar Sympathie für die Demokratie zeigen wollen, indem sie sagen, dass die Demokratie ruiniert wurde, aber eigentlich ist ihnen die Demokratie egal, sie wollen vielmehr den Islam entwurzeln. Sie wollen den Islam beiseiteschieben, ihn zu einer im Alltag nicht existenten Angelegenheit machen. Es wäre aber wirklich ein schwerer Fehler, wenn wir die Demokratie vom islamischen Denken und vom islamischen Geist entfremden.

Die Verfassung hat die Situation geklärt. Beachten Sie, dass in der Verfassung politische und religiöse Männer, die den Titel des Präsidenten tragen und an der Spitze der Judikative stehen, für alle Angelegenheiten des Landes zuständig sind. Warum wird die Betonung auf religiöse und politische Männer gelegt? Der Grund ist, dass sie die Interessen des Landes im politischen Bereich wahren sollten und was das Religiöse betrifft – den Glauben und die Religion des Volkes –, sollten sie in der Lage sein, das Volk auch in diesem Bereich zu führen. Daher sollten sie in beiden Bereichen intelligent handeln. Wir könnten auch auf die Frage der Gottesehrfurcht und Vertrauenswürdigkeit näher eingehen, die von der Verfassung hervorgehoben wurde. Auch das ist ein wichtiges Thema, das in der Verfassung stark betont wird.

Die Nichtteilnahme an den Wahlen untergräbt sowohl islamische als auch demokratische Aspekte

Wir stehen nun kurz vor den Wahlen und dankenswerterweise wird die Wahlumgebung im Lande auch angespannt. Allerdings gibt es einige Leute, die die Pflicht zur Teilnahme an den Wahlen mit törichten Gründen ignorieren wollen. Das ist aber eben genau die Erfüllung des Wunsches der Feinde: die Feinde des Irans, des Islams und der religiösen Demokratie. Beide Aspekte der Angelegenheit sollten gesehen werden – der demokratische und der islamische Aspekt –, denn wenn einer der beiden untergraben wird, werden der Islam und der Iran definitiv vom Feind geohrfeigt werden.

Missstände beseitigen durch gute Wahl

Ich möchte ein paar Punkte zu den aktuellen Wahlen ansprechen. Es wird gesagt, dass einige Leute nicht sicher sind, ob sie an den Wahlen teilnehmen sollten oder nicht, aufgrund des Existenzdrucks, der vorhanden ist und den wir alle gespürt haben. Und manche sagen: „Wir haben bei früheren Wahlen begeistert für einen bestimmten Kandidaten gestimmt, aber später hat sich diese Begeisterung in Unmut verwandelt und wir haben uns am Ende der Präsidentschaft dieser Person nur noch geärgert. Es ist also nicht gut, an Wahlen teilzunehmen.“ Einige machen diese Kommentare, aber es scheint, dass dies keine gute Argumentation ist. Solche Dinge sollten uns nicht davon abhalten, an den Wahlen teilzunehmen.

Wenn es Mängel und Inkompetenz gibt, sollten wir das durch eine kluge und gute Wahl ausgleichen, nicht dadurch, dass wir uns weigern, überhaupt eine Wahl zu treffen. Wenn es wirklich eine Schwäche in der Regierung gibt, was ist dann die Lösung? Ist die Lösung, sich in keiner Weise mehr an der Regierung zu beteiligen, oder ist die Lösung, sich einzubringen, indem man ein wirklich kompetentes und wahrhaft islamisches und demokratisches Managementsystem wählt? Offensichtlich ist Letzteres die Lösung. Wenn es Unzufriedenheit gibt, sollten wir sie auf diese Weise ausgleichen, nicht indem wir uns weigern, an den Wahlen teilzunehmen.

Überzeugen von der Kompetenz eines Kandidaten durch Überprüfung seiner bisherigen Leistungen

Natürlich sollte man bei der Wahl akribisch genau sein. Ich möchte betonen, dass man sich nicht auf Worte und Versprechen verlassen kann. Das habe ich auch schon bei anderen gesagt – bei Ausländern, die ständig Versprechungen machen und uns ihr Wort geben. Ich habe den ehrenwerten Abgeordneten, die für die Atomverhandlungen, die in diesen Tagen laufen, verantwortlich sind, immer gesagt, dass sie sich nicht auf Worte und Versprechen verlassen sollen: „Die Aufgabe wird nur mit Taten erfüllt“ [aus einem Gedicht von Saadi]. Man kann sich nicht auf Worte, Äußerungen und Versprechen verlassen. Das Gleiche gilt für die wichtigen Fragen des Landes. Die Dinge sind leichter gesagt als getan. Jeder kann eine Behauptung aufstellen und ein Versprechen geben. Auf diese Dinge kann man sich nicht verlassen. Man sollte sich die Vergangenheit eines Kandidaten ansehen, um zu sehen, ob es Handlungen in seiner Leistungsbilanz gibt, die mit diesen Versprechen übereinstimmen oder nicht. Wenn es solche Handlungen gibt, kann man ihm vertrauen, ansonsten kann man ihm nicht vertrauen. Kompetenz lässt sich also nicht mit Worten bestimmen.

Gerichtet an die Kandidaten: Vermeiden Sie haltlose Versprechungen

Ich habe eine Erwartung an die ehrenwerten Kandidaten, die ich hier erwähnen möchte: Sie sollten keine Versprechungen abgeben, von denen sie nicht sicher sind, dass Sie sie auch erfüllen können. Solche Versprechen wirken sich nämlich zum Nachteil des Landes aus. Warum? Wenn Sie ein Versprechen geben, das Sie nicht erfüllen können, wenn Sie Präsident werden, dann enttäuschen Sie auf diese Weise die Menschen. Sie enttäuschen die Menschen vom System und von den Wahlen. Deshalb ist es nicht erlaubt, Versprechen zu geben, von denen die Kandidaten nicht sicher sind, ob Sie sie auch erfüllen können oder nicht. Natürlich kann man Versprechungen machen, die definitiv und eindeutig möglich sind und deren Realisierbarkeit von Experten bestätigt wird. Aber zu sagen, wir werden dieses und jenes tun – ich möchte solche Versprechen nicht weiter ausführen – und Versprechen zu geben, die in der Realität keine Basis haben, sollte man keinesfalls abgeben, weil sie die Menschen enttäuschen, und dies ist eine Sünde.

Glauben Sie an Ihre eigenen Slogans

Es gibt eine weitere Erwartung an die ehrenwerten Kandidaten: Sie sollten Slogans skandieren, an die sie auch selbst glauben. Wir kennen die Menschen und wir wissen, dass einige vielleicht tief in ihrem Herzen nicht so sehr an diese Slogans glauben. Das ist keine gute Vorgehensweise. Man sollte ehrlich zu den Menschen sein. Gott bewahre, dass die Slogans, an deren Inhalt man nicht glaubt, skandiert werden.

Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Bekämpfung der Korruption und Stärkung der heimischen Produktion

Die ehrenwerten Kandidaten sollten sich in erster Linie dazu entschließen, sollten sie die Wahlen gewinnen und ihr Ziel erreichen, ihr Engagement für die Verwaltung der sozialen Gerechtigkeit und die Überbrückung der Kluft zwischen den Armen und den Reichen zum Ausdruck zu bringen. Sie sollten dies als eine ihrer grundlegendsten Pflichten betrachten. Zweitens sollten sie sich dem Kampf gegen die Korruption ohne jede Rücksicht verpflichtet fühlen. Sie sollten die Verpflichtung haben, die heimische Produktion zu stärken.

Ich habe das schon oft gesagt, was auch von Wirtschaftsexperten unterstützt wurde. Ich habe oft gesagt, dass der Dreh- und Angelpunkt der wirtschaftlichen Rettung die Stärkung der einheimischen Produktion sowie die Bekämpfung des Schmuggels und der unnötigen Importe ist. Wir müssen diejenigen konfrontieren, die sich die Taschen mit Importen füllen, die nicht zulassen wollen, dass die Importe wegen der einheimischen Produktion gestoppt werden, und die auf diese Weise der einheimischen Produktion das Rückgrat brechen. Die Kandidaten sollten dies als ihre Hauptthemen betrachten und sich dafür einsetzen. Der Herr, der heute kandidiert, sollte sein Bekenntnis zu diesen Angelegenheiten ausdrücken, indem er ausdrücklich sagt, dass er sie tun wird, sodass, wenn er gewählt wird und nicht danach handelt, die Aufsichtsorganisationen ihn zu seinem Versagen befragen können.

Die Masse des Volkes sollte jeden zur Teilnahme an den Wahlen einladen

Letzte Woche hatte ich ein Treffen mit den ehrenwerten Mitgliedern des Parlamentes. Bei diesem Treffen habe ich gesagt, dass diejenigen, die einflussreich sind, das Volk zur Teilnahme an den Wahlen ermutigen sollten. Das habe ich dort gesagt. Nun möchte ich hinzufügen, dass dies nicht nur für diejenigen gilt, die einflussreich sind. Alle Menschen, jeder Einzelne von ihnen, sollte sich verpflichtet fühlen, andere zur Teilnahme an den Wahlen einzuladen und auch selbst teilzunehmen. Dies ist eine Manifestation von „Denjenigen, die glauben und die guten Werke tun, und einander die Wahrheit nahelegen und die Geduld nahelegen“ [Heiliger Quran, 103:3]. Dies wurde im Heiligen Quran erwähnt. Der Quran sagt uns, dass wir uns gegenseitig zur Wahrheit einladen sollen. Es ist eine Pflicht, die ausgeführt werden sollte. Sie sollten Familienmitglieder, Freunde, Kollegen, alle Einzelpersonen und diejenigen, mit denen Sie vertraut sind, zur Teilnahme an den Wahlen einladen.

Ruf derjenigen schützen, deren Wählbarkeit im Überprüfungsprozess nicht bestätigt wurde

Meine Rede neigt sich nun dem Ende. Es gibt jedoch eine notwendige Warnung, die ich zum Abschluss meiner Rede noch erwähnen möchte. Dies ist eine religiöse und menschliche Verpflichtung. Diese Warnung lautet: Während des Überprüfungsprozesses wurden diejenigen, deren Eignung nicht bestätigt wurde, ungerecht behandelt. Es wurden ihnen oder ihren Familien bestimmte Dinge unterstellt, die nicht der Wahrheit entsprachen. Es sind ehrenwerte und geschätzte Familien, die mit solchen falschen Anschuldigungen konfrontiert wurden. Es gab bestimmte Berichte, die sich später als falsch herausstellten. Sie verbreiteten sich jedoch durch Mundpropaganda und wurden im Internet ohne jede Einschränkung veröffentlicht. Wenn ich sage, dass das Internet sich selbst überlassen wurde, dann ist damit Folgendes gemeint. Der Schutz des Rufes von Personen ist eine der wichtigsten Aufgaben. Ich verlange, dass diese Organisationen das wiedergutmachen. Bestimmte Dinge wurden den Familienmitgliedern einiger Personen und ihren Kindern zugeschrieben, aber später hat sich herausgestellt, dass sie falsch waren. Sie sollten das wieder gutmachen und den Ruf dieser Personen schützen.

Möge Gott, der Erhabene, uns davor bewahren, Sünden zu begehen, andere zu unterdrücken und den Ruf eines Gläubigen zu beschädigen. Möge Gott, der Erhabene, uns davor bewahren, unsere Pflichten nicht zu erfüllen. Möge Gott, der Erhabene, unserem großmütigen Imam (Chomeini) mit Seiner Gnade Seine große Barmherzigkeit erweisen. Möge Er ihn mit den Freunden Gottes im Barzach (der Zwischenwelt zwischen Diesseits und Jenseits) und im Jenseits verbinden und ihn mit uns zufrieden machen.

Möge Gott mit Seiner Gnade die reinen Seelen der Märtyrer mit uns zufrieden stellen und uns helfen, sie mit Seiner Gnade und Barmherzigkeit zu verbinden. So Gott will, wird Er mit Seiner Gnade Gutes für die iranische Nation geschehen lassen, die bevorstehenden Wahlen zu einem Segen für die Nation machen und diese Wahlen zu einer jener Wahlen machen, die den Feind vernichten. Und mit Gottes Gunst, Gnade und Barmherzigkeit, wird es so sein.

Der Friede sei mit Ihnen allen und Allahs Gnade und sein Segen.