Am 25. Mai 2022 traf sich Imam Chamenei mit Geistlichen aus dem Kongress des Gedenkens an die Märtyrer. Bei diesem Treffen wurden frühere Erklärungen von Imam Chamenei verlesen. Es folgt die sinngemäße Übersetzung der englischen Originalübersetzung.
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Aller Dank gebührt Allah, dem Herrn der Welten und der Frieden und Segen seien mit unserem Meister und Propheten Abul Qasim al-Mustafa Muhammad und seiner reinen, fehlerlosen und auserwählten Familie und besonders mit dem Verbliebenen Allahs auf Erden (Baqiyyatullah, Imam Mahdi).
Die muslimischen Geistlichen haben die Menschen immer dazu aufgefordert, Gutes zu tun
Das Gedenken an die Religionsgelehrten und Geistlichen, die in den Dschihad gezogen sind und schließlich den Segen des Märtyrertodes erlangt haben, ist eine sehr gute Handlung. Das ist wichtig, denn muslimische Geistliche haben die Menschen immer dazu aufgefordert, Gutes zu tun. Wenn diejenigen, die zum Guten einladen, selbst eine führende Rolle dabei übernehmen, wird die Einladung effektiver sein: „Diejenigen, die die Menschen mit anderen Mitteln als ihren Zungen zum Guten einladen“. Unsere gemarterten Religionsgelehrten waren Persönlichkeiten, die die Menschen sowohl mit ihrer Sprache als auch mit ihren Taten zum Guten einluden. Während der Heiligen Verteidigung sah ich viele junge muslimische Geistliche, die eine Militäruniform und einen Turban auf dem Kopf trugen. Sie befanden sich inmitten der militärischen Truppen, erklärten den jungen Menschen, die am Dschihad teilnahmen, die religiösen Regeln und erfüllten so ihre Pflichten als Geistliche, aber dennoch begnügten sie sich nicht damit, nur diese Dinge zu tun. Ich habe sie aus nächster Nähe gesehen und kannte sie. Sie standen selbst an der Front des Krieges, und viele von ihnen erreichten das Martyrium.
Das Märtyrertum hat unter muslimischen Geistlichen eine lange Geschichte
Das Märtyrertum ist für muslimische Geistliche kein neues Phänomen. In unseren Büchern in der Hauza haben wir zwei Bücher von zwei Märtyrern, „Der erste Märtyrer“ und „Der zweite Märtyrer“. Zwei oder drei Jahre nach Beginn ihres Studiums lesen unsere Studenten in der Hauza das Buch „Ein Kommentar über Lumah“. „Lumah“ wurde von dem ersten Märtyrer geschrieben und der Kommentar wurde von dem zweiten Märtyrer verfasst. Sie waren zwei prominente Märtyrer und zwei berühmte Persönlichkeiten in der Welt der muslimischen Kleriker in Bezug auf ihren wissenschaftlichen Status. In der tausendjährigen Geschichte der schiitischen Rechtswissenschaft waren diese Persönlichkeiten herausragend – sowohl der erste Märtyrer als auch der zweite Märtyrer. Wir haben auch einen dritten Märtyrer, aber der Begriff „der dritte Märtyrer“ wird eigentlich für mehrere Personen verwendet: Märtyrer Barghani aus Qazvin, Märtyrer Scheich Nurullah Schuschtari in Indien und viele andere Märtyrer. Später gab es nämlich noch viele weitere muslimische Geistliche, die ebenfalls den Märtyrertod erlitten, aber sie wurden nicht mehr als erste, zweite oder dritte Märtyrer bezeichnet. Zum Beispiel waren Märtyrer Muddares und Märtyrer Scheich Fadhlullah Nuri prominente muslimische Geistliche. Sie waren Märtyrer unter den muslimischen Geistlichen. Es gibt noch weitere solcher Märtyrer. Das Thema Märtyrertum ist also kein neues Phänomen unter muslimischen Geistlichen, sondern wir haben stets große Märtyrer unter den muslimischen Geistlichen gehabt.
Das Gleiche gilt für sunnitische Geistliche. Das gilt nicht nur für schiitische Geistliche. Es gab sunnitische Persönlichkeiten, die sowohl während als auch nach dem Krieg den Märtyrertod erlitten haben. Kürzlich erlebten wir das Martyrium von Scheichul-Islam, der ein sehr einflussreicher, effektiver Märtyrer in Kurdistan war. Und es gibt viele andere Märtyrer, die entweder in Kurdistan oder in anderen Gebieten den Märtyrertod erlitten haben.
Arbeit der Gelehrten und Dschihad stehen nicht im Widerspruch zueinander
Das sind einige der Ruhmestaten unter den muslimischen Gelehrten. Wir dürfen dieses Thema nicht durch einen Vergleich zwischen den gemarterten Gelehrten und Menschen aus anderen Kreisen betrachten. Diese Frage ist von sekundärer oder tertiärer Bedeutung. Vielmehr sollten wir dieses Thema mit dem Gedanken betrachten, dass die muslimischen Geistlichen, die den Märtyrertod erlitten haben, Menschen waren, die die Arena betraten und ihr Leben riskieren, um die Menschen zum Guten einzuladen. Das ist sehr wichtig. Heute müssen wir bei unseren jungen Theologen und Gelehrten den Gedanken fördern, dass ein großer Religionsgelehrter und eine hochrangige religiöse Autorität zu sein, nicht bedeutet, sich vom Bereich des Dschihads zu isolieren. Ein Religionsgelehrter, eine religiöse Autorität und ein hochrangiger Lehrer an der islamischen Hauza, nämlich unser großmütiger Imam (Chomeini), betrat das Feld des Dschihads und führte dieses große Unterfangen durch, das in der Geschichte der Schiiten angesichts der erzielten Ergebnisse ohnegleichen ist. Er war ein Geistlicher, ein Forscher, ein Rechtsgelehrter, ein Gelehrter in den Grundlagen der Religion, ein Weiser und ein Mystiker. Er war eine herausragende Persönlichkeit in Bezug auf religiöses Wissen, er war die oberste religiöse Autorität seiner Zeit und die beste im Vergleich zu vielen anderen Epochen der Geschichte, und er erreichte den höchsten Rang in dieser Hinsicht. Deshalb sollten wir nicht die Vorstellung haben, dass, wenn wir ein Gelehrter, eine religiöse Autorität, ein Forscher und ein bedeutender Lehrer in der islamischen Hauza sein wollen, dass wir uns dann aus dem Dschihad und dem Bereich des Dschihads zurückziehen müssen. Dies ist überhaupt nicht der Fall. Das Betreten des Dschihads ist unsere Pflicht. Wir müssen Dschihad führen.
Der Dschihad ist eine eindeutige Pflicht der muslimischen Gelehrten
Es gibt verschiedene Arten des Dschihads. Manchmal kann es vorkommen, dass der Wissenschafts-Dschihad Vorrang hat. Es gibt viele Fälle, in denen der Wissenschafts-Dschihad Vorrang hat. Manchmal hat aber auch der militärische Dschihad Vorrang. Manchmal hat der Politik-Dschihad Vorrang, und es gibt Zeiten, in denen der Gesellschafts-Dschihad Vorrang hat. In all diesen Fällen müssen sich unsere jungen muslimischen Theologen und Gelehrten verantwortlich fühlen und wissen, dass sie die ersten sind, an die sich diese Aussagen richten, denn die erste und wichtigste Aufgabe der muslimischen Geistlichen ist es, die Menschen zum Guten einzuladen. Das ist es, was die Propheten getan haben. Das ist unsere erste Verantwortung. Und das beste Mittel, um zum Guten einzuladen, ist das Handeln, das Handeln im Bereich des Einladens zum Guten. Daher ist der Eintritt in den Dschihad eine klare, eindeutige Verantwortung für Religionsgelehrte und muslimische Geistliche. Daran gibt es keinen Zweifel. Jemand, der sich aus dem Bereich des Dschihad zurückzieht, muss wissen, dass dieser Bereich eigentlich die Grundlage ist.
Gott sei Dank, ist dieser Geist unter unseren ehrenwerten Geistlichen vorhanden. Einige Personen haben diese Märtyrer aufgezählt. Der verstorbene Amini, der Autor von „Al-Ghadir“, schrieb ein Buch mit dem Titel „Die Märtyrer der Tugend“, in dem er die gemarterten Religionsgelehrten der Geschichte auflistete. Natürlich hat er nicht alle von ihnen aufgelistet. Es gelang ihm, einige von ihnen zu finden. Er listete die gemarterten Religionsgelehrten ab dem vierten und fünften Jahrhundert auf. Die davor hat er nicht aufgelistet. Es gibt auch viele Personen, die gemartert wurden oder im Dschihad gekämpft haben, aber nicht den Märtyrertod erlangt haben. Aber sie führten den Dschihad auf dem Wege Gottes. Ihre Namen sind in solchen Büchern nicht erwähnt worden. Das ist eine ehrenwerte Kultur der muslimischen Geistlichen, und ich hoffe, dass dieser Geist und diese Art und Weise fortbestehen werden, so Gott will.
Das Gedenken an die Märtyrer ist ein Mittel zum Erreichen der Ziele
Ich rate den lieben Freunden und Brüdern, die diese Gedenkkongresse organisieren, diese Kongresse nicht als Selbstzweck zu betrachten. Sie sind ein Mittel. Neben diesen Gedenkkongressen müssen auch viele andere Aktionen durchgeführt werden. Um die richtige Methode für diese Arbeit zu finden, muss man gemeinsam nachdenken. Intellektuelle, die sich für Kultur und Kunst interessieren, sollten sich zusammensetzen und verschiedene Wege finden, dies zu tun. Wie ich bereits erwähnt habe, sind die Erinnerung an ihre Namen, die Veröffentlichung ihrer Fotos, Biografien und Testamente sowie die Erläuterung der Umstände, unter denen sie in den Dschihad gezogen sind, sehr wichtige Aufgaben. Diese müssen veröffentlicht werden, und ich hoffe, dass jeder von den spirituellen Lektionen, die man von diesen großen Persönlichkeiten lernen kann, profitieren wird.
Ich hoffe, dass Gott Sie segnet, Ihnen Erfolg schenkt und Ihnen hilft, das zu tun, was in dieser Hinsicht notwendig ist.
Seid gegrüßt und Gottes Barmherzigkeit und Segen sei mit euch.