Man sollte meinen, im Monat Ramadan nehmen Politik und Medien Rücksicht auf Muslime und respektieren ihren heiligen Monat der Rückkehr zu Gott, der Andacht und des Fastens. Aber falsch gedacht. Die nichtmuslimischen Eliten sind im Allgemeinen nicht nur nichtmuslimisch, sie sind islamfeindlich und sie kennen im heiligsten Monat der Muslime keinerlei Halt. Sie lassen ihrer Islamfeindlichkeit freien Lauf. Sie lassen nichts aus, um diesen Monat zu entweihen. Mal ist es das sogenannte Kinderfasten, mal ist es das Kopftuch bei Mädchen.

Im vergangenen Jahr stieß eine Landespolitikerin, also jemand aus den hinteren Reihen, muslimischer Herkunft (ihre Eltern sind Muslime) eine Debatte an, welche relativ schnell wieder im Sand verlief, da ihre Pläne aussichtslos schienen. Und auch weil Muslime sich wehrten. Sie forderte ein Kopftuchverbot für Mädchen in Kitas und Grundschulen. Vorbild ihres Vorschlages waren entsprechende Pläne in Österreich. Vor einigen Tagen, also mitten im Monat Ramadan, beschloss das österreichische Parlament tatsächlich den Erlass eines Kopftuchvebots an Volksschulen, also an Grundschulen in Österreich. Das Verbot richtet sich nur gegen das islamische Kopftuch. Da wird nicht drumherum geredet. Kleidungsvorschriften oder Symbole anderer Religionsgemeinschaften sind von dem Verbot ausgenommen. Geht es noch islamfeindlicher?

Hierzu muss man anmerken, dass der Islam in Österreich als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt ist, und das seit über einhundert Jahren! In Österreich hat der Islam damit einen Status, den Islamverbände in Deutschland seit Jahrzehnten vergeblich anstreben. Dort mit dem Ergebnis, dass der Staat dennoch (oder gerade deswegen?) nicht davor zurückschreckt, im heiligsten aller Monate einen Frontalangriff gegen die Muslime zu starten.

Es ist völlig irrelevant, wie viele Mädchen im Grundschulalter in Österreich tatsächlich ein Kopftuch tragen, ob es religionsrechtlich in diesem Alter für Mädchen verpflichtend ist sich zu verschleiern usw. Relevant ist eines: Die elitären Islamfeinde schreiten langsam aber sicher mit ihren Drangsalierungen und Unterdrückungen voran. Und die Muslime schauen weitestgehend tatenlos zu. Aus religiös-spiritueller Hinsicht ist der Zusammenbruch der österreichischen Regierung gerade mal drei Tage nach Beschluss des Kopftuchverbotes nicht zu unterschätzen. In der islamischen Geschichtsschreibung müsste es dementsprechend heißen: Regierung Österreichs stolpert über Kopftuchverbot für Grundschülerinnen.

Was bedeutet diese offensichtlich islamfeindliche Entwicklung aber für Deutschland? Das beantwortet uns die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Wiedmann-Kauz: „Dass Mädchen in diesem Alter Kopftuch tragen, ist absurd.“ Sie will jetzt offenbar die im Sande verlaufene Diskussion aus dem vergangenen Vorsommer wieder aufnehmen und ein Verbot prüfen lassen. Die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer zieht mittlerweile nach.

Aber glauben die Muslime, dass es bei einem solch eingeschränkten Verbot bleiben würde? In Frankreich gilt ein Kopftuchverbot an allen öffentlichen Schulen seit dem Jahr 2004. Die französischen Muslime haben damals jedwede Möglichkeit des Protestes genutzt, konnten aber nichts erreichen. Gewährung von Freiheitsrechten findet eben nur statt, wenn es dem Westen in den Kram passt.

Hierzulande scheinen die Muslime und allen voran ihre Verbände weitestgehend der Resignation anheimgefallen zu sein. Hinsichtlich eines geforderten Verbots des sogenannten Kinderfastens – auch hier gilt, dass es nicht relevant ist, ob dies religionsrechtlich verpflichtend ist oder nicht – ist mir nur die Protestreaktion eines einzigen deutschen Islamverbandes bekannt. Und die Muslime im Allgemeinen? Kaum bis gar nicht hörbar.

Das Beispiel Österreichs zeigt, dass ein besonderer rechtlicher Status die Muslime am Ende auch nicht vor Angriffen seitens des Staates bewahrt. Deshalb müssen entsprechende Strategien völlig neu überdacht werden.

Wenn Muslime in diesem Land ernst genommen werden wollen, dann müssen sie anfangen, sich lautstark zu wehren, sowohl auf offizieller Ebene in der Politik als auch auf allen anderen Ebenen, sei es in den Medien oder in den einzelnen Kommunen, auf der Straße, in der Schule, in der Uni.

Aber auch das sollte nur ein erster Schritt sein. Wenn wir Teil dieses Landes bleiben und am gesellschaftlichen Wohl in diesem Land teilhaben wollen, dann müssen wir auch hier unseren Beitrag leisten. Wir sind in der Pflicht, unsere Vorstellungen vom Zusammenleben vorzubringen, unsere Ansichten zu nationalen politischen, wirtschaftlichen, finanziellen, sozialen und gesellschaftlichen Fragen zu äußern. Wir müssen auch unseren Standpunkt zu internationalen Themen klarmachen.

Niemand hat das Recht, den Muslimen vorzuschreiben, was sie zu denken, wofür sie zu sein, wogegen sie zu sein und vor allem wie sie ihre Religion auszuleben haben. Schluss mit jeglicher Bevormundung. Schluss mit der sogenannten Islamkritik. Schluss mit der Islamhetze.