Die Schuld des Fleischkonsums

„… unser täglich Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld …“

Dieser Gebetsabschnitt stammt aus dem Vaterunser, ein Gebet, welches direkt durch Jesus Christus an uns überliefert wurde.

Heute müsste es heißen: „… unser täglich Fleisch gib uns heute und vergib uns unsere Schuld …“ Aber kann man diese Schuld heute noch vergeben, wenn man weiß, was sich hinter einem Stück Fleisch verbirgt, das wir hier im Westen fast täglich oder sogar mehrmals täglich in Form von Wurstwaren konsumieren und indirekt in Form von Milchprodukten und Eiern?

Die gute Nachricht zuerst: Die weltweit zur Verfügung stehenden Anbauflächen reichen jetzt schon aus, um mehrere Milliarden Menschen zu ernähren, wenn man sie anders nutzen würde.

Die schlechte Nachricht, für manche auch eine Gute: Ihr müsst bei euch selbst anfangen und braucht nicht mit den Finger auf andere zeigen. Und das geht auch, ohne dass ihr gleich Veganer werdet.

„Der Gläubige isst mit einem einzigen Magen, und der Ungläubige isst mit sieben Mägen.“ (Buchari, Hadith Nr. 5393 ff. und 5397)

Fleischkonsum weltweit

Jeder Bundesbürger verzehrt laut Statistik pro Jahr ca. 60 kg Fleisch, wobei das Schlachtgewicht bei ca. 90 kg liegt, wenn man die Fleischabfälle mit einrechnet, die nicht für den Verbraucher geeignet sind und die bei uns weiterverarbeitet werden, um Tiere zu ernähren, wozu auch unsere Haustiere gehören. In den USA werden sogar 120 kg pro Kopf im Jahr verzehrt und fast das Doppelte, wenn man ebenso den Anteil mitzählt, der nicht den Verbrauchern als Lebensmittel zugeführt wird. In Indien und Bangladesch werden zum Vergleich nur 4 kg pro Mensch im Jahr verzehrt. Weltweit werden durchschnittlich ca. 40 kg pro Kopf an Fleisch verspeist.[1]

Wie diese Ressource Fleisch auf der Welt verteilt ist, lässt sich damit leicht überblicken. Je reicher die Länder, desto mehr Fleisch wird gegessen. Die Abfallprodukte der Fleischindustrie landen im Westen im Tierfutter oder, was noch perfider ist, sie werden in die Schwellenländer exportiert und zerstören dort die Grundlage der einheimischen bäuerlichen Fleischproduktion. Hühnerfüße, die hier keiner mehr isst, landen in Afrika auf dem Markt und sind nicht nur hygienisch ein Desaster, nein, Europäer verdienen mit diesen Abfällen noch gutes Geld.[2]

Das größere Problem dabei: Vieh muss auch gefüttert werden, somit verbraucht unser Fleischvieh ca. 57 % des weltweit angebauten Getreides, in der EU sind es sogar 75 %. Weltweit dienen über 50 % der Anbauflächen nicht der Ernährung des Menschen, sondern der des Viehs. Nur 43 % der weltweiten Getreideernte dienen direkt als Lebensmittel. Reden wir nicht nur von Getreideanbau, werden fast 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen für den Anbau von Futtermitteln und als Weideflächen für die Tierhaltung beansprucht. Weltweit landen über 98 Prozent des angebauten Sojas und 50 Prozent aller Ernten in den Futtertrögen.[3]

Obwohl schon beim ersten Lesen jedem das Problem ersichtlich wird, machen sich die wenigsten Gedanken darüber, was unser Fleischkonsum mit der Welternährungslage zu tun hat. Zum größten Teil liegt es daran, dass für diese Situation bisher kein Verbraucherbewusstsein entstanden ist und die Medien die Fakten jahrelang verschwiegen haben, was besonders deutlich wird, wenn man sich das Verschweigen der Emission durch den Fleischkonsum vor Augen führt, denn diese Viehwirtschaft und ihre Lieferketten sind jährlich für den Ausstoß von 7,1 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent verantwortlich. Das sind 14,5 % der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen.

Und wenn man zu ihnen sagt: „Stiftet nicht Unheil auf der Erde!“, sagen sie: „Wir sind ja nur Heilstifter“. Dabei sind doch eben sie die Unheilstifter, nur merken sie nicht. (Heiliger Quran 2:11,12)

Hunger

Der hohe Konsum von Fleisch und anderen Tierprodukten hat fatale Auswirkungen auf die Welternährungslage und die gerechte Verteilung von Ressourcen und Lebensmitteln. Rund 800 Millionen Menschen leiden dauerhaft an Hunger und gelten als unterernährt. Etwa 160 Millionen Kinder unter 5 Jahren sind aufgrund von Mangelernährung unterentwickelt. 98 % der Hungernden leben in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Unterernährung bedeutet langfristig nicht nur den Tod durch direktes Verhungern, sondern ebnet den Weg für viele chronische Erkrankungen, Entwicklungsstörungen in der Kindheit und Infektionserkrankungen. 2,5 Milliarden Menschen leben dazu noch im Wasserstress; 1,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, was eine weitere Quelle für Krankheiten darstellt und eine hohe Sterblichkeitsrate mit sich bringt.[4]

Hingegen leiden 2,1 Milliarden Menschen an Übergewicht. Das Übergewichtsvorkommen in den Ländern korreliert mit den Daten derer mit überdurchschnittlichen Fleischkonsums.[5]

Nun schauen wir uns zur Verdeutlichung des Problems kurz die Ressourcen an, die für den aktuellen Fleischkonsum verbraucht werden und vergleichen diese mit den für den Kartoffelanbau nötigen Mitteln:

Die Produktion von 1 kg Rindfleisch erfordert 15.400 l Wasser, ein Kilo Hühnerfleisch verbraucht 5000 l, 1 kg Kartoffeln benötigen nur 100 l. Laut WWF leben zurzeit 2,5 Milliarden Menschen im Wasserstress.[6]

Für ein Kilo Rindfleisch werden außerhalb der EU bis zu 49 Quadratmeter Fläche benötigt. In Deutschland sind es nur 27 Quadratmeter. Besonders wenig Fläche verbraucht dagegen die Kartoffel. Auf einem viertel Quadratmeter Boden lässt sich bereits 1 kg Kartoffeln anbauen.[7]

Die Viehhaltung beansprucht einen enormen Anteil der weltweiten Landfläche. Weideland und Ackerland, auf dem Futtermittel angebaut werden, machen fast 80 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus.[8]

Kalorienbilanz

Für jedes Kilogramm an Futtermittel, das an Tiere verfüttert wird, steht nur ein Bruchteil der Kalorien in Form von Fleisch für den menschlichen Verzehr zur Verfügung. Das bedeutet, dass Nutztiere zwischen 5 und 10 kg Getreide fressen, um im Endeffekt nur 500 Gramm Fleisch zu produzieren. In 10 kg Getreide stecken rund 35.000 kcal, in 500 Gramm Fleisch hingegen nur ca. 1.250 kcal.[9]

Umgerechnet sieht die Bilanz wie folgt aus:

In Deutschland verbraucht jeder Mensch pro Tag ca. 160 g Fleisch. Für 160 g Fleisch muss man durchschnittlich 3 kg Getreide verfüttern, welches ein Kaloriendefizit (160 g Fleisch liefern ca. 400 kcal, 3 kg Getreide ca. 10.500 kcal) hervorbringt, das jeden Tag ca. 5 Menschen ernähren könnte. Unser täglicher Verzehr von Fleisch bedeutet, dass wir indirekt 5 Menschen die Kalorien stehlen.

Laut einer PNAS Studie bedeutet das auf die Welternährungslage übertragen:

Der Kalorienverlust, der durch Verfütterung von Getreide an Tiere entsteht, entspricht dem jährlichen Kalorienbedarf von 3,5 Milliarden Menschen. Erinnern wir uns: Hunger leiden ca. 800 Millionen Menschen. Würden wir unseren Fleischkonsum nur um ein Viertel senken, könnten diese Menschen ernährt werden.[10]

Die globale Fleischproduktion hat sich in den letzten 50 Jahren fast vervierfacht von 84 Millionen Tonnen im Jahr 1965 auf 330 Millionen im Jahr 2017, während sich die Weltbevölkerung in der Zeit fast verdoppelt hat. Der Zuwachs an globaler Bevölkerung erklärt diesen Mehrverbrauch nicht.[11]

Während in den 50er Jahren unser Fleisch direkt vor der Haustür produziert wurde und nur einheimische Futterquellen genutzt wurden, dabei auch keine Schlachtabfälle entstanden, weil alles am Tier verarbeitet wurde, selbst Blut und Borsten, ist durch die Globalisierung ein völlig anderes Bild entstanden. Futtermittel werden aus den Schwellenländern importiert. Keine Hochleistungskuh und kein Mastschwein lebt nur von Gras, welche auf der Weide vor der Tür des Bauern wächst, sondern es bekommt diese fatale Mischung an Kraftfutter, welche den Hungerkreislauf in Gang gesetzt hat.

Ein Fazit und Fakten

Wir könnten 3,5 Milliarden Menschen von der Getreidemenge ernähren, die wir als Viehfutter an Rinder, Schweine und Hühner verfüttern oder 357 Millionen Menschen mehr ernähren, würden wir auf Rindfleisch verzichten. Würden wir auf jede Sorte Fleisch verzichten und dafür nur Milch und Eier essen, könnten wir 815 Millionen Menschen mehr ernähren.[12]

„Übe Nachsicht und gebiete Gutes und wende dich ab von den Törichten.” (Heiliger Quran 7:199) „Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einander Beschützer und Helfer. Sie gebieten das Gute und verwehren das Üble ...” (Heiliger Quran 9:71)

Anbauflächen und Landgrabbing

Der durchschnittliche Bundesbürger benötigt 3000 m² Boden, um sich ernähren, der vegane Mensch nur 1000 m², das heißt, dass alleine 2000 m² für die Produktion von Fleisch und anderer tierischer Produkte gebraucht wird. Flächen, die wir nicht haben. In einer globalisierten Welt kann man sich diese aber einfach besorgen.

Die Vegetarier- und Veganerorganisation ProVeg schreibt: „Weltweit wird insgesamt fast die Hälfte der nutzbaren Ackerflächen für den Anbau von Futtermitteln genutzt. Der Druck auf noch ungenutzten Flächen – oft Regenwaldgebiete – sowie auf Kleinbauern steigt gewaltig und führt zu Vertreibungen von Familien und Gemeinschaften sowie massiven Menschenrechtsverletzungen. Das unter dem Stichwort „Landgrabbing“ bekannt gewordene Aufkaufen immenser Ackerflächen von Konzernen, Regierungen oder Investoren geht wiederum meist zulasten der armen Landbevölkerung und verschärft die Hungerproblematik.“[13]

Mindestens fünf Prozent der gesamten Ackerfläche Afrikas hat in den letzten Jahren ihren Besitzer gewechselt. Die größten Landnahmen konzentrieren sich auf Länder, deren Rechtsverhältnisse und Regierungen wenig Sicherheit bieten. Diese Länder zeichnen sich zudem durch ihren besonders hohen Anteil an Hungernden in der Bevölkerung aus. (Demokratische Republik Kongo, Sudan, Mosambik, Äthiopien, Sierra Leone).[14]

Soja aus Südamerika für deutsches Fleisch

Über 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Südamerika werden für den Anbau von Futtermitteln und als Weideflächen für die Tierhaltung beansprucht. Weltweit landen über 98 Prozent des angebauten Sojas und 50 Prozent aller Ernten in den Futtertrögen. Allein im Jahr 2015 importierte Deutschland 3,7 Millionen Tonnen Sojabohnen und 2,9 Millionen Tonnen Sojamehl. Deutschland ist nicht nur Export-Weltmeister für Schweinefleisch, sondern auch Import-Weltmeister für Soja aus Südamerika. Mit der steigenden Nachfrage nach Fleisch müssen aber immer mehr Futtermittel angebaut werden. Dadurch wird Ackerfläche knapp.

Um mehr Boden zu gewinnen, werden beispielsweise in Südamerika Urwälder gerodet, wodurch indigene Völker ihre Existenzgrundlage einbüßen und seltene Tierarten ihren Lebensraum für immer verlieren. In vielen afrikanischen, asiatischen und osteuropäischen Ländern werden Kleinbauern von ihrem Land vertrieben und geraten in Not. Diese von Not getriebenen Menschen wandern wieder bevorzugt in die EU als Armutsflüchtlinge aus. Auch wenn die EU und auch die USA ihre Not verursacht haben, denken sie nicht daran, diese Menschen bei sich aufzunehmen. Schlimmer noch, wir haben immer noch keine Konzepte entwickelt, um diesen Notstand zu ändern, obwohl Flucht aufgrund von miserablen Lebensbedingungen ein internationales Problem ist. 2017 waren 68,5 Mill. Menschen auf der Flucht.[15]

In der Tierhaltung werden verschiedene Mengen an Soja eingesetzt. Den höchsten Anteil nehmen die Futtermittel für Geflügel ein: Um ein Kilogramm Hühnerfleisch zu erzeugen, wird fast ein Kilogramm Soja verfüttert, gefolgt von 650 Gramm für Schweine und 230 Gramm für Rinder.[4:1] Hinzu kommen weitere Futtermittel, deren Anbau ebenfalls landwirtschaftliche Flächen benötigt.

In den letzten 50 Jahren hat sich die Sojaproduktion von 27 Millionen Tonnen pro Jahr auf das Zehnfache erhöht (2013: 269 Millionen Tonnen). Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erwartet bis 2050 einen Anstieg auf 515 Millionen Tonnen. Diese massive Produktionssteigerung ist durch den Fleischkonsum bedingt: Je mehr Fleisch gegessen wird, desto mehr Anbaufläche muss für Soja geschaffen und desto mehr Regenwald muss gerodet werden.[16]

Kohlenstoffdioxid

Die Viehwirtschaft und ihre Lieferketten sind jährlich für den Ausstoß von 7,1 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent verantwortlich. Das sind 14,5 % der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Hauptquellen sind durch die Verdauung von Wiederkäuern entstehende Emissionen, aber auch Gülle, die Futtermittelproduktion, Transportketten und Landnutzungsänderungen. Etwa zwei Drittel der CO2-Emissionen entfallen auf die Rinderhaltung (Rindfleisch, Milch), vor allem aufgrund des Ausstoßes von Methan.[17]

Mit einem Kilogramm Rindfleisch haben wir 36 kg CO2 produziert, was einer CO2-Menge entspricht, die wir bei einer Autofahrt von 250 km Strecke produzieren. Eine schwedische Studie hatte bereits 2003 gezeigt, dass die Wahl des Futters bei der Viehhaltung einen weitaus größeren Effekt hat: Rinder, die Weidegras statt Kraftfutter fressen, setzen 40 Prozent weniger Treibhausgase frei und verbrauchen 85 Prozent weniger Energie.[18]

Wasser

2,5 Milliarden Menschen leben unter Wasserstress, das bedeutet, dass sie zu wenig Wasser haben, um ihre tägliche Produktion aufrecht zu erhalten. Und davon hat die Hälfte gar keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Hauptnutzer des weltweit verfügbaren Süßwassers (70 %) ist die Landwirtschaft und davon verbraucht ein Drittel die Nutztierhaltung, Haushalte verbrauchen 10 %, die Industrie verbraucht 20 %.[19]

Zur Produktion eines einzigen Kilos Rindfleisch werden 15.400 l Wasser verbraucht. Das entspricht einer Wassermenge, mit der wir ein Jahr lang täglich duschen könnten.

Ein Rind lebt ca. 3 Jahre, bevor es als Fleischlieferant geschlachtet wird. In dieser Zeit hat es ca. 24.000 l Trinkwasser getrunken. Da die Tiere auch etwa 1.300 kg Getreide und 7.200 Kilo Heu oder Silage zu sich nehmen, und diese Futtermittel angepflanzt und bewässert werden müssen, kommen noch weitere Liter hinzu, ebenso für die Reinigung der Ställe etc., so dass man schließlich auf ca. 15.400 Liter Wasser pro Kilogramm Rindfleisch kommt.

Nicht nur Fleisch, sondern alle Tierprodukte verbrauchen im Allgemeinen viel Wasser. Für die Produktion von 1 kg Käse werden ca. 5.000 l Wasser benötigt, für 1 kg Eier ca. 3.300 l. Bei der Herstellung von Tomaten (184 l) und Möhren (131 l) ist der Verbrauch deutlich niedriger.

Ein einziger Hamburger hat einen Wasserverbrauch von 2500 l hinter sich. 2.250 l davon werden allein bei der Fleischproduktion des Burgers verbraucht. Das entspricht ca. 6 l Wasser pro Tag ein Jahr lang. Nur 122 l Wasser verbraucht ein Deutscher pro Tag durch Kochen, Trinken, Duschen, Waschen, Toilettengang etc. Sein Konsum hingegen verbraucht 5288 l Wasser täglich und das meiste Wasser steckt indirekt im Fleisch.[20]

Auch die Wasserbilanz anderer tierischer Produkte ist negativ, wie die von Milch. So kostet ein Glas Milch 200 Liter Wasser in der Produktionskette – während eine Tasse Tee nur 30 Liter verbraucht. Mit dem Wasserverbrauch für ein Ei könnte man 3 Äpfel heranziehen. Weizen ist fast 12-mal wassersparender als Rindfleisch.[21]

Rindfleisch schlägt mit 15.490 l, Schweinefleisch mit 4.730 l und Geflügel mit 4.000 l pro kg zu Buche.[22]

Weitere Schäden durch tierische Nahrungsmittel

„Macht eure Mägen nicht zu Friedhöfen der Tiere.“ – Imam Ali (as)

Neben den bisher genannten Schäden an Mensch und Umwelt sind die durch die Massentierhaltung erzeugten Umweltschäden zu nennen:

Überdüngung durch Gülle, was zur Nitratansammlung in Gewässern und Grundwasser führt und weitere Umweltschäden mit sich bringt. Das ist gerade in Deutschland ein großes Problem, da wir chronisch diese Grenzwerte überschreiten und wir uns selbst unser Trinkwasser verseuchen. Der übermäßige Anbau von Monokulturen zur Futtermittelherstellung bringt auch einen entsprechenden Anstieg an Pestizid- und Herbizideinsatz.[23]

Die Gifte, die wir auf unsere Äcker verteilen, haben weltweit Folgen. Selbst auf den Polarkappen unserer Erde findet man ihre Spuren. Alle diese Substanzen sind mutagen (erbgutschädigend / mutationsauslösend), teratogen (fruchtschädigend / Fehlbildungen auslösend) oder karzinogen (Krebs auslösend). Letztendlich sind diese Stoffklassen häufig chemisch ähnlich aufgebaut wie Östrogene (sogenannte Xenoöstrogene) und führen zu Unfruchtbarkeit bei Männern.

Gesundheitliche Schäden durch Fleischkonsum, wie Übergewicht und langfristige Schäden im Herz-Kreislaufsystem durch zu hohe Blutfettwerte, sind weit verbreitet. Diverse Krebsarten werden durch zu hohen Fleischkonsum ausgelöst. Darüber hinaus erhöht der Fleischkonsum die Entzündungsbereitschaft des Körpers, was neben Gicht auch Arthritis auslösen kann. Wer an Arthrose leidet oder dagegen vorbeugen möchte, kann schon allein durch den Verzicht auf Fleisch viel zu seiner Gesundheit beitragen.[24]

„Regelmäßiger Fleischkonsum trägt erheblich zum vorzeitigen Ableben bei“, sagt Ernährungswissenschaftler Frank Hu. „Wer sich hingegen für gesündere Eiweißquellen entscheidet, hat gleich mehrere Vorteile davon und ist weniger gefährdet, chronisch krank zu werden oder gar früh zu sterben.“[25]

Futtermittel wie Mais, Soja und viele Futtergetreidesorten sind darüber hinaus auch noch genmanipuliert. Welche Folgen das hat und welchen Schaden Konzerne wie Monsanto und Bayer anrichten, darüber könnte man einen eigenen Artikel schreiben.[26]

Darüber hinaus ist gerade in Deutschland, als eines der reichsten Industrienationen, eine artgerechte Tierhaltung immer noch die Ausnahme und unser Schlachtvieh wird regelrecht bis zu seinem Schlachttod gequält, der nur noch eine Erlösung ist.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Fleisch von solchen Tieren, selbst wenn sie halal geschächtet sind, aus islamischer Sicht als rituell rein (halal) zu bezeichnen ist. Nicht nur, weil das Tier gequält wurde, sondern weil es in der Massentierhaltung mit Medikamenten (Antibiotika, Hormone) verseuchtes Fleisch liefert. Hinzukommen jetzt noch multiresistente Bakterien und gefährliche Durchfallerreger auf dem Fleisch, was eine Gefahr für die ganze Familie bedeutet.[27]

Neben MRSA und Salmonellen ist heute schon jedes zweite Schlachthuhn im Supermarkt mit Camylobacterbakterien verunreinigt, die zu einer meldepflichtigen schweren, blutigen Durchfallerkrankung führen.[28] So hygienisch kann man in einer Küche nicht arbeiten, um Infektionen zu vermeiden, denn das müsste bedeuten, dass man jeden Teller, jede Fläche, jedes Utensil, welches mit dem Fleisch in Berührung kommt, hinterher sterilisiert.

Alternativen

Wer viel meckert, sollte auch Lösungsvorschläge parat haben. Ich habe mein Leben weitestgehend auf fleischfreie Kost umgestellt. Daneben esse ich keine Eier mehr und verzichte weitestgehend auf Milchprodukte und tierische Fette. Ich ernähre mich also weitestgehend vegan; es kommt vor, dass ich Fleisch esse, wenn ich zum Beispiel eingeladen werde. Das größte Problem war bei dem weitestgehenden Fleischverzicht, dass ich einen enormen Proteinhunger habe und auch auf Getreide verzichten muss, was mir eine rein vegane Ernährung erschwert hatte, denn irgendwann fängt man an, vom Steak zu träumen, wenn man nicht darauf achtet, sich ausreichend Proteine zuzuführen. Die Frage galt zu beantworten, wie führe ich mir die Proteine zu, die ich benötige, ohne dabei einen solchen Schaden anzurichten.

Die Antwort ist einfach: Ich führe mir die Proteine direkt zu, die man an das Vieh verfüttern würde, nämlich pflanzliche Proteine, wie Soja (Tofu) und Hülsenfrüchte, wie Kichererbsen und rote Linsen. Dabei sei hier angemerkt, dass der Tofu als Sojaprodukt aus biologischen Anbau sein sollte, denn nur so ist er gentechnikfrei und wird nicht aus der verteufelten Produktion genommen, wie die der Futtermittelindustrie.

100 g Rindfleisch oder Hühnerfleisch liefern durchschnittlich 25 g Protein. 100 g Tofu liefern mir 16 g Protein, Kichererbsen 19 g und rote Linsen ca. 27 g. Damit dürfte das Protein nicht das Problem in der Ernährungsumstellung bedeuten. Mein Verzicht auf Getreide hat mir ebenfalls nur gesundheitliche Vorteile gebracht, was aber bei mir ein individuelles Problem ist. Ich ernähre mich von Obst, Gemüse und den oben genannten Produkten, um meinen Kalorien- und Proteinbedarf zu decken.

Viele fragen mich, wie man das dann verarbeiten und zubereiten soll. Das Ganze ist nicht kompliziert: Tofu und selbst rote Linsen nehme ich tatsächlich als Fleischersatz und würze sie genauso. Ich verarbeite sie, als würde ich Hackfleisch zubereiten und als „Fleischsauce“ kommt das mit vielfältigen Geschmacksrichtungen einfach über das Gemüse. Darüber hinaus gibt es im Netz zig Rezepte. Angesichts der großen Problematik, die ich hier aufgezeigt habe, sollte dass das geringere Übel sein, ebenso der Entschluss, zumindest seinen Fleischkonsum zu reduzieren und dann das eingesparte Geld zu nutzen, um möglichst Bio-Halalfleisch zu konsumieren, was in größeren Städten kein Problem sein sollte. So ist das Stück Fleisch, welches ich vielleicht einmal im Monat bekomme, etwas Besonderes geworden, dass ich dann ganz bewusst genieße.


  1. https://vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/welthunger/
    https://www.bvdf.de/in_zahlen/tab_05
    https://www.gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/fleisch-und-fisch/fleisch
    https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-01/exporte-gefluegel-afrika
    https://vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/welthunger/
    https://de.wikipedia.org/wiki/Fleischkonsum_in_Deutschland ↩︎

  2. https://vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/welthunger/ ↩︎

  3. https://vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/welthunger/ ↩︎

  4. https://vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/welthunger/ ↩︎ ↩︎

  5. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/58868/Weltweite-Epidemie-2-1-Milliarden-Menschen-uebergewichtig ↩︎

  6. https://www.zeit.de/wirtschaft/2013-08/fleisch-konsum-ressourcen ↩︎

  7. https://www.zeit.de/wirtschaft/2013-08/fleisch-konsum-ressourcen/seite-2 ↩︎

  8. https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/fleisch-und-futtermittel.html ↩︎

  9. https://www.vier-pfoten.de/kampagnen-themen/themen/ernaehrung/welthunger ↩︎

  10. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/heutiges-ackerland-koennte-vier-milliarden-menschen-mehr-ernaehren-a-914457.html ↩︎

  11. https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/fleisch-und-futtermittel.html ↩︎

  12. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/heutiges-ackerland-koennte-vier-milliarden-menschen-mehr-ernaehren-a-914457.html ↩︎

  13. https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/8/3/034015/meta ↩︎

  14. https://vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/welthunger/
    https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/landgrabbing.html ↩︎

  15. https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/fluechtlinge/zahlen-fakten/ ↩︎

  16. http://www.oeko-fair.de/index.php/cat/1397/title/Fleisch_und_Hunger ↩︎

  17. https://www.peta.de/soja-regenwald ↩︎

  18. https://www.co2online.de/klima-schuetzen/nachhaltiger-konsum/fleisch-klimawandel/ ↩︎

  19. http://www.epiz-berlin.de/wp-content/uploads/Karte-Wasserknappheit.pdf ↩︎

  20. https://www.zeit.de/wirtschaft/2016-03/wasserverbrauch-weltwassertag-wasser-fussabdruck ↩︎

  21. https://www.zeit.de/wirtschaft/2013-08/fleisch-konsum-ressourcen ↩︎

  22. https://www.cleanenergy-project.de/umwelt/ressourcenmanagement/welche-lebensmittel-verbrauchen-am-meisten-wasser-in-der-herstellung/ ↩︎

  23. https://vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/ ↩︎

  24. https://eatsmarter.de/gesund-leben/gesundheit/vorteile-arthrose-patienten-fleischverzicht-haben. ↩︎

  25. https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/ernaehrung-infarkt-und-krebs-die-folgen-der-fleischeslust-1.1307124 ↩︎

  26. https://www.youtube.com/watch?v=4CgjEYhNOv8 ↩︎

  27. https://www.peta.de/grausamkeitantieren ↩︎

  28. https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/946871/durchfallbakterium-fast-jedes-zweite-huhn-campylobacter-belastet.html ↩︎