Revolution! Jeder Gerechte glorifiziert sie. Jeder Tyrann, sei er Politiker oder Monarch, verschmäht sie. Da allein das Wort ihn zu erschaudern vermag, gibt er ihr andere Namen. In unserer heutigen Welt revoltieren viele Menschen – sei es berechtigt oder nicht. Wenn die Revolution den Nutzen besagter Tyrannen mehrt, wird sie Befreiung genannt. Ist sie zu deren Schaden, heißt sie Aufstand. Ist es nicht möglich den Begriff zu vermeiden, verspottet er die Revolte. Gibt die Situation das nicht her, verharmlost er sie. Ist sie zu groß, verleumdet er sie. Ist auch dies nicht möglich, bekämpft er sie.
In seinem Buch Les Misérable arbeitet der Autor Victor Hugo geschichtliche Ereignisse in seine fiktionale Erzählung ein. In einem Kapitel schreibt Hugo über die Französische Revolution im Frühling 1832, auch bekannt als Juniaufstand. Um der französischen Infanterie König Philipps I. standhalten zu können, bauten die revolutionären Bürger Barrikaden auf die Straßen. Im Buch wird über eine Barrikade nahe der Rue Mondétour erzählt, die einen besonders revolutionären Geist innehatte (die Straße existiert in Paris noch immer). Unter den Bürgern an der Barrikade war ein Mann, der sich zu anderen an einen Tisch setze und nur wenigen bekannt war. Er gestikulierte und brüllte wild und schien ziemlich berauscht. Sein Name war Cabuc. Die Konfrontation mit den königlichen Truppen hatte noch nicht begonnen, doch die Luft war elektrisiert und die Übermacht des Königs war auf dem Weg. Plötzlich sprang Cabuc auf und schritt zu einem Wohnhaus nahe der Barrikade, schrie, man solle ihn hereinlassen. Als keiner reagierte, begann er mit seinem Gewehrkolben gegen die Tür zu hämmern. Daraufhin öffnete ein alter Mann im dritten Stock eine Luke und sah hinaus. Er verweigerte Cabuc den Einlass. Wäre es keine bewölkte Nacht gewesen, die den Mondschein verdeckte, hätte der alte Mann die Flinte sehen können, die der scheinbar Berauschte auf seinen Kopf richtete. Plötzlich ging ein Schuss los. Der alte Mann wurde unterhalb des Kinns getroffen und starb. Später stellte sich heraus, dass Cabuc als Polizeiagent beschäftigt war. Sein Auftrag war es Unheil im Namen der Revolution anzurichten.
In dieser kurzen Passage steckt etwas Gewaltiges: die Intrige. Durch seine Tat versuchte der Agent, die gerechte Sache in eine Ekstase der Gewalt zu verwandeln; aus den Revolutionären sollten Gesetzlose werden. Unterdrücker bedienen sich oft dieser Methode, um Zwietracht und Uneinigkeit zwischen den Menschen zu säen. Die Sympathisanten der Machthaber sollen sich bestätigt sehen, die Unschlüssigen sollen sich der Revolution fern halten und die Überzeugten sollen wanken. Die Propaganda macht den Rest. Es gibt genügend Beispiele, die einen solchen Wandel der Zielsetzung erlebt haben oder so dargestellt wurden.
Die ehemalige für Europa und Eurasien zuständige Abteilungsleiterin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, hat in einem Interview mit dem CNN eingestanden, dass die USA fünf Milliarden Dollar für den Putsch des ukrainischen Präsidenten bereitgestellt hatten. Im November 2013 begannen auf dem Maidan in der Ukraine friedliche Demonstrationen – vermutlich im Auftrag der USA. Auslöser war die Nichtunterzeichnung des Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. Die blutigen Auseinandersetzungen, bei denen Polizisten mit Brandbomben beworfen wurden und Demonstranten und Polizisten von Scharfschützen auf Dächern beschossen wurden, begannen Mitte Februar 2014. Lange vorher, im Dezember 2013, reiste der ehemalige Präsidentschaftskandidat der USA John McCain in die Ukraine und trat auch auf dem Maidan auf, zusammen mit Victoria Nuland. Die westlichen Medien umjubelten die Umsturzversuche schon von Anfang an, obwohl sich die Rebellen offen zur Swoboda bekannten, einer rechten Partei. Für die Medien war von vornherein klar, dass die Schüsse von den Polizisten ausgingen. Über die Verbrechen der Radikalen wurde nicht berichtet. Der jetzt gewählte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier reiste im Februar 2014 in die Ukraine und setzt sich für die Putschisten ein, schüttelte Hände und posierte mit SS-Sympathisanten.

In Ihrem Buch Hard Choices gibt Hillary Clinton offen zu, dass die USA für mehrere Milliarden Dollar weltweit über 5.000 Aktivisten trainiert haben. Diese wiederum sollen mehrere tausend andere trainiert haben.
Die Geschehnisse in Syrien liefen nach demselben Muster ab, wenn auch vor der Ukraine. Im Frühling 2011 begannen zunächst kleinere friedliche Demonstrationen. Nach einigen Monaten flaute das Interesse der Demonstranten ab, bis sie und die Sicherheitskräfte durch Scharfschützen beschossen wurden. Beide gaben der anderen Seite die Schuld und tatsächlich waren beide Seiten unschuldig. Außer für die Medien, die sahen in den „regimetreuen Soldaten“ die Schützen. Dies war der Beginn der blutigen Unruhen in Syrien. Natürlich haben die USA auch hier finanzielle und logistische Hilfestellung geleistet. Am 27. Mai 2013 traf sich John „Cabuc“ McCain mit dem Terroristenführer des IS Abu Bakr al-Baghdadi in Syrien. Er hatte sich über die türkische Grenze illegal ins Land begeben. Im Übrigen war McCain auch in Libyen und Irak – never change a winning system!

Auch im Falle Syriens haben die Medien, allen voran die Öffentlich-Rechtlichen, von Beginn der Unruhen bis heute für den Putsch propagiert. Ein besonders engagierter ARD-Kriegspropagandist ist der Journalist Jörg Armbruster. Als er sich illegal in der syrischen Stadt Aleppo aufhielt, wurde das Auto, in dem er fuhr, beschossen. Armbruster soll dabei am Arm getroffen worden sein. Wieder in Deutschland war er sich sicher, dass sein Auto von Scharfschützen der Regierungstruppen auf der drei Kilometer entfernten Hanan-Base gezielt ins Ziel genommen wurde. Kein Reporter hat die Schilderungen Armbrusters kritisch hinterfragt. Warum auch, es passte ja perfekt ins Dogma. Dabei wäre es so einfach gewesen: Ein Projektil aus einem Scharfschützengewehr fliegt mit ca. 1200 m/s. Demnach hätte der Schütze, unter Beachtung von Wind und weiteren physikalischen Einflüssen, wissen müssen, wo das Auto in ungefähr drei Sekunden sein wird. Das Auto, wenn es mit 30 km/h fuhr, wäre in dieser Zeit ca. 20 Meter gefahren. Und das soll der Schütze gleich zweimal geschafft haben – unmöglich! Das die Schüsse willkürlich von Terroristen abgefeuert wurden, kam niemandem der Damen und Herren in den Sinn.
Doch auch auf kleiner Ebene funktionieren diese Intrigen gut. Besonders bei Demonstrationen oder Organisationen im Westen, die dem imperialistischen System unlieb sind. In Frankfurt eröffnete 2015 die EZB ihre 1,3 Milliarden Euro teure Zentrale. Die Blockupy-Bewegung organisierte am Eröffnungstag eine Demonstration vor dieser neuen Zentrale. Bei einer Gesellschaft, die immer sensibler wird für die ungerechte Verteilung der Güter, war mit einer großen Anzahl von Teilnehmern zu rechnen. Auch die Sache, für die die Demonstranten einstanden – eine gerechtere Marktwirtschaft –, trifft bei jedem Menschen auf Zustimmung. Im Kern war es nicht möglich, die Demonstration zu verspotten oder zu verharmlosen, also musste sie verleumdet werden. Unter die 17.000 Teilnehmer mischten sich einige hundert Randalierer, die für Ausschreitungen sorgten. Wer die Randalierer organisiert hatte, kann man sich denken. Die Scharlatane der Medien übernahmen dann die Propaganda.

Apropos verharmlosen: Im Oktober 2015 sind in Berlin 250.000 Menschen zusammengekommen, um gegen das Freihandelsabkommen TTIP zu demonstrieren. Im Vorfeld der Demonstrationen gab es kaum Berichterstattung darüber. Nach der friedlich verlaufenen Aktion (nichts zu holen für die Medien) wurde sie in einem zweiminütigen Beitrag erwähnt. Absolut unangemessen für eine Demonstration dieser Größe. Um dem ganzen einen faden Beigeschmack zu geben, titelte tagesschau.de „Massenhaft gegen TTIP“.

Auch die jährlich stattfindende Quds-Demonstration in Berlin, die für die Befreiung der Palästinenser und für das Ende der Apartheid steht, wurde zum Opfer der Intrigen. In der Vergangenheit wurden, ähnlich wie bei anderen Demonstrationen, Randalierer angeheuert, die antisemitische Parolen riefen. Die Medien griffen diese Einzeltäter auf und nutzen sie für ihre Propaganda. Aus dem Friedensmarsch, an dem auch Juden teilnehmen, sollte eine antisemitische Veranstaltung werden.
Es gibt noch viele Beispiele wie diese, z.B. die Proteste in Frankreich gegen härtere Arbeitnehmergesetze, streikende Arbeitnehmer in Deutschland, die BDS Bewegung oder der Israel-ist-Illegal-Stand.
Eine Revolution gibt es jedoch, die für die Tyrannen, Machthaber, Imperialisten und Kapitalisten unantastbar bleibt. Je mehr sie bekämpft wird, desto größer wird sie. Am 11. Februar feierte sie ihren 38. Jahrestag: die Islamische Revolution im Iran. Die westlichen Medien gaben auch dieses Jahr ihr bestes, um die Veranstaltung zu verleumden: Es seien nur hunderttausend Teilnehmer, es würde gegen die neue Regierung in den USA demonstriert oder es wären Banner mit der Aufschrift „Tod den Amerikanern“ geschwenkt worden. In Wirklichkeit haben sich mehrere Millionen Menschen in Teheran versammelt, um den Jahrestag zu feiern. Auch ging es nicht um die neue Regierung. Bei den Feierlichkeiten im letzten Jahr gab es keine neue Regierung und die Iraner gingen trotzdem zu Millionen auf die Straßen. Kein Iraner hat an diesem Tag einem Amerikaner den Tod gewünscht, sondern dem amerikanischen Imperialismus. Nein, diese Revolution, die sogar die Feinde nicht anders nennen können, ist die Hoffnung der Gerechten und der Dorn im Auge der Tyrannen. Deswegen wird die Islamische Republik Iran und seine Führung seit Beginn der Revolution bekämpft. Sei es militärisch oder ideologisch.
Wir in Deutschland sollten uns nicht durch die Politiker und Medien diktieren lassen, welche Revolution gut ist und welche nicht. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen. Wer sich fragt, was aus dem Polizeiagenten aus der Einleitung geworden ist, nun, er wurde von den Revolutionären gestellt und … lest es am besten selbst.