Stillgelegte Produktionen, geschlossene Geschäfte, eingesperrte Menschen: Das Coronavirus hält die Welt weiter in seinem Bann. Auch in Deutschland, wo die Zahl der Infizierten täglich ansteigt, blicken viele Bürger angespannt und mit Sorge in die Zukunft. Unterdessen mahnte die Bundeskanzlerin in ihrer letzten Ansprache, geduldig und diszipliniert zu bleiben.[1] Es könne noch einige Zeit vergehen, bis die Einschränkungen aufgehoben würden, sagte die Kanzlerin in ihrer Rede zur Nation. Das scheint anzukommen. Die Deutschen verhalten sich ruhig, zu ruhig würde man meinen. Dabei legen sie eine willige Akzeptanz an den Tag, die angesichts der schwersten Maßnahmen seit dem Zweiten Weltkrieg geradezu beängstigend wirkt.
Man könnte meinen, die meisten Deutschen hätten sich ausreichend mit dem Coronavirus auseinandergesetzt. Sie hätten sich auf Basis aktueller Erkenntnisse mit der Gefährlichkeit von Covid-19 beschäftigt. In der Folge seien sie schließlich zu der Einsicht gelangt, dass die getroffenen Maßnahmen der Bundesregierung verhältnismäßig sind. So könnte sich zumindest die Umfrage des ZDF-Politbarometers erklären lassen, nach der die einschneidenden Regelungen innerhalb der Bevölkerung auf breite Akzeptanz stoßen.[2] Jetzt wird aber niemand ernsthaft annehmen, der Durchschnittsdeutsche könnte die Gefährlichkeit des Coronavirus selbst einschätzen. Denn erstens fehlt dem Durchschnittsdeutschen die fachliche Voraussetzung. Zweitens sind sich selbst die Experten bis heute uneinig geblieben, wie gefährlich Covid-19 ist und ob die beschlossenen Maßnahmen im Verhältnis zur Gefährlichkeit des Coronavirus stehen.
In Wirrwarr von Meinungen der Politiker und Experten glaubt nun der Durchschnittsdeutsche, er sei als Laie nicht befugt, mitzureden. Er dürfe sich nicht äußern, nichts kritisieren, keine Fragen stellen. Die Einsicht in seine fehlende Kompetenz führt ihn schließlich dazu, dass er glaubt, er müsse als Laie passiv bleiben und sich dem Mainstream blindlings anschließen.
Die drei Laientypen
In der Folge haben sich in den letzten Wochen rund um das Coronavirus drei Typen von Laien herauskristallisiert. Während die meisten Laien mit dem Strom des Mainstreams schwimmen, den Politikern und medienfreundlichen Experten Gehorsam leistend, vertraut sich ein zweiter Laientyp bestimmten, von Grund auf kritisch eingestellten Denkern an – den sogenannten Verschwörungstheoretikern. Verschwörungstheoretiker sind bestrebt, bestimmte Ereignis oder Entwicklungen durch die Verschwörung einer kleinen, aber mächtigen Elite zu erklären. Eine Elite, die etwas gezielt und bewusst zu ihrem Vorteil herbeiführen möchte. Inzwischen aber wird der Ausdruck so missbräuchlich verwendet, dass jede Person mit einer vom Mainstream abweichenden Meinung fürchten muss, als Verschwörungstheoretiker diffamiert zu werden.
In unserer wenig pluralistischen Medienlandschaft wird die Meinung dieser Abweichler meistens totgeschwiegen. Erst wenn Personen über alternative Formate Bekanntheit erreichen, sodass ein Weggucken der systemrelevanten Medien negativ auffallen würde, geraten sie in den medialen Vordergrund. Brisant war das Beispiel des deutschen Arztes Wolfgang Wodarg, dessen vom Mainstream abweichenden Thesen zum Coronavirus so viral gingen, dass die deutsche Presse ihn nicht mehr ignorieren konnte. Selbst Merkels größter Hofvirologe Christian Drosten meldete sich einst zu Wort, bemüht, Wodargs Thesen zu widerlegen. Närrisch titelten die Medien des Springerverlags: „Corona-Experte Christian Drosten zerlegt Aussagen von Wodarg.“[3]
Zwischen den Laien, die mit dem Mainstream schwimmen, und denen, die abweichenden Denkern vertrauen, gibt es, außer dass die erste Gruppe von den großen Medien getragen wird, keinen Unterschied. Beide vertrauen sich blind und ungeprüft bestimmten Experten an.
Nun gibt es aber noch einen dritten Laientyp. Ich nenne sie die aktiven Laien. Das sind Laien, die weder der einen noch der anderen Seite blindlings glauben. Vielmehr vergleichen sie beide Seiten miteinander und bemühen sich, mit gesundem Menschenverstand und unabhängig von der sprechenden Person, der Plausibilität des Arguments Vorrang zu geben. Sie arbeiten sich ins Thema hinein, indem sie, um bei Covid-19 zu bleiben, sich fern von aller Hysterie die nackten Zahlen anschauen. Auch wenn sie ihren Laienstatus dadurch nicht verlieren, so schaffen sie es doch, einen Zustand zu erreichen, der sie befähigt (und bisweilen sogar zwingt), in der gegenwärtigen Diskussion mitzureden. Zu diesem Laientyp müssen wir gehören. Weder sollten wir uns blind den Politikern, Medien und Experten des Mainstreams fügen. Noch sollten wir irgendwelchen Querdenkern unbedacht Vertrauen schenken.
Fragen eines Laien an das RKI
Hier nun kommen wir wieder zum Coronavirus und den von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen reichen inzwischen so weit, dass sie die Grundrechte jedes Einzelnen beschneiden. Viele Menschen stehen wirtschaftlich vor dem Ruin. Schon jetzt ist klar, dass der beschlossene Shutdown große gesamtgesellschaftliche Schäden anrichten wird. In so einer heiklen Situation steht jeder Laie in der Verantwortung, wachsam und kritisch zu bleiben. Insbesondere, wenn er Ungereimtheiten entdeckt, die sich nicht vernünftig erklären lassen, steht der Laie in der Pflicht, seine Mitbürger darauf hinzuweisen. Ich möchte damit beginnen, indem ich kritisch Bezug nehme zur Arbeitsweise des Robert-Koch-Instituts. Jene Bundesbehörde, deren Einschätzung die Grundlage bildet für den Umgang der Regierung mit dem Coronavirus.
Vieles, was das Robert-Koch-Institut in diesen Tagen von sich gibt und worüber sie schweigen, was sie tun oder auch nicht tun, wirft berechtigte Fragen auf. Ich möchte vier Punkte anführen und darlegen, warum ich als Laie dem RKI nicht mehr trauen kann. Alle vier Punkte sind leicht nachzuvollziehen und bedürfen keinerlei fachlicher Voraussetzung.
1. Repräsentative Tests
Das Robert-Koch-Institut weigert sich bis heute, repräsentative Stichprobentests durchzuführen. Was sind repräsentative Tests und warum bräuchten wir sie so dringend? Repräsentative Tests werden durchgeführt, um zu erfahren, wie es um eine gesamte Bevölkerung steht. Dazu wird eine zufällige Gruppe von Menschen aus der Bevölkerung ausgewählt, die stellvertretend für alle getestet wird. Aus dieser Stichprobe können wir Rückschlüsse auf den gesamtgesellschaftlichen Zustand ziehen. Bezogen auf das Coronavirus könnten wir mithilfe von repräsentativen Stichproben aussagekräftige Informationen zur Gefährlichkeit des Virus ermitteln, indem wir über einen Zeitraum zufällig ausgewählte Personen präzise beobachten. Mit den Daten wären wir nicht nur in der Lage, präziser zu ermitteln, wie hoch die Mortalitätsrate in Bezug auf die Anzahl der Infizierten und der Gesamtbevölkerung ist. Wir könnten auch genauer prognostizieren, ob und wann der Überlastungszeitpunkt für die Intensivstationen erreicht wird.
Auf die Frage, warum das RKI keine repräsentativen Tests durchführe, antwortete RKI-Chef Wieler: „Wir denken, dass das nicht sehr zielführend ist. Also zum einen haben wir sehr hohe Testergebnisse…Das ist nicht repräsentativ, aber das gibt uns einen Einblick. Zum anderen führen wir serologische Studien durch…auch in Ausbruchsgebieten in Zukunft. Wir denken, dass wir durch diese Testungen…sogar aussagefähigere Informationen bekommen.“[4]
Tatsächlich wird in Deutschland sehr viel getestet, mehr als in den meisten anderen Ländern. Doch handelt es sich hierbei nicht um repräsentative Tests, wie Wieler selbst zugibt. Und genau hier ist das Problem: Wenn wir lediglich Menschen testen, die mittlere bis schwere Symptome aufweisen, aber die symptomfreien, geheilten und gesunden Menschen außen vor lassen, dann sind unsere Zahlen über den gesellschaftlichen Gesamtzustand und der Virus-Gefährlichkeit nicht aussagekräftig. Mehr noch: Sie sind sogar irreführend.
Was Wieler mit den serologischen Studien meint, bleibt unklar. Wahrscheinlich zielt er auf die Antikörper-Schnelltests ab, die per Bluttropfen nach Antikörpern suchen. Antikörpertests können auf indirektem Wege Hinweise auf eine bereits durchgemachte Infektion geben. Das Problem: Sie liefern nur in etwa 30 Prozent die richtigen Ergebnisse.[5] Damit sind sie also unzuverlässiger als die viel kritisierten PCR-Tests, die für gewöhnlich zum Nachweis von Covid-19 gebraucht werden, obwohl auch sie nach wissenschaftlichen Studien in über 50 Prozent der Fälle falsche Ergebnisse liefern können.[6]
Das RKI lässt solche Infos gerne unerwähnt. Lieber versucht man, mit für den Laien unbekannten Fachtermini den entscheidenden Fragen auszuweichen. Und so lässt die Begründung des RKI-Chefs den Laien zweifeln, ob wirklich alles Nützliche und Machbare vom RKI getan wird und getan wurde, um schnell aus der Coronakrise herauszukommen.
Inzwischen mehren sich die Stimmen der Wissenschaftler, die Stichprobentests einfordern. Selbst Online-Petitionen wurden gestartet, um das RKI zum richtigen Handeln zu bewegen.[7] Es bleibt nur zu hoffen, dass das Robert-Koch-Institut den Forderungen der Experten und Bürger nachgeht, und endlich Stichprobentests durchführt.
2. Zahl der durchgeführten Tests
Nicht nur, dass uns keine Zahlen aus repräsentativen Studien vorliegen. Auch die Anzahl der durchgeführten Tests wird vom RKI nicht gern erwähnt. Als die Bundesregierung am 22. März das umfassende Kontaktverbot beschloss, wurde es mit der Begründung gerechtfertigt, die rasant ansteigende Zahl an Corona-Infizierten eindämmen zu wollen. Tatsächlich stieg die Anzahl der ermittelten Fälle in jenen Tagen stark an. Das RKI informierte über steigende Infiziertenzahlen, während die gesamte Presse die gleichen Zahlen mit Dramaturgie wiederholte. Dabei blieb völlig unklar, ob es sich bei den Meldungen um Neuinfizierte handelte, oder ob die getesteten Personen bereits vorher infiziert waren. Statt von neuen, positiv Getesteten zu sprechen, sprach das RKI ständig nur von Neuinfizierten. Damit führte sie die gutgläubige Bevölkerung in die Irre. Schwerer noch wog der Umstand, dass gar nicht bekannt gegeben wurde, wie im gleichen Zeitraum die Zahl der durchgeführten Tests zunahm. Ohne eine Kenntnis über die Zahl der Tests können wir aber gar nicht korrekt aussagen, wie sich die Infektionen entwickeln.
Wie hier die Bevölkerung durch das RKI und die Medien irregeführt wurde, lässt sich am Beispiel eines Situationsberichtes vom 26.03.2020 verdeutlichen.[8] Dort wird auf Seite 6 die Anzahl der durchgeführten Tests für die Kalenderwochen 11 und 12 (09.03–23.03.) tabellarisch angeführt. Der Tabelle können wir entnehmen, dass 7.500 Personen in KW 11 positiv auf Covid-19 getestet wurden. In KW 12 wuchs die Anzahl der positiv Getesteten fast um das Dreifache an, auf 24.000. Zahlen, die uns aus den Medien bereits bekannt sind. Was nicht gesagt wurde: Auch die Zahl der durchgeführten Tests hat sich in dieser Zeit verdreifacht, von knapp 130.000 Testungen in KW 11 auf fast 350.000 in KW 12. Es stieg also nicht nur die Anzahl der positiven Fälle in diesem Zeitraum, sondern auch die Zahl der durchgeführten Tests. Bezogen auf die Anzahl der Tests stieg die Anzahl der positiv Getesteten in diesem Zeitraum lediglich um knapp 1 Prozent; in KW 13 im Vergleich zu KW 12 immerhin um 2 Prozentpunkte. RKI-Chef Wieler vermied es, in seiner öffentlichen Pressekonferenz die Zahl der durchgeführten Tests zu nennen.
Und so wuchs die Angst innerhalb der Bevölkerung dramatisch an, während die hysterieschaffenden Medien diese Angst weiter in die Höhe beförderten. Plötzlich drangen Forderungen nach strengeren Maßnahmen in den medialen Fokus. Auf dieser Grundlage schließlich wurde ein umfassendes Kontaktverbot beschlossen.
An dieser Stelle ist der Laie berechtigt zu fragen, warum der gleichzeitige Anstieg der durchgeführten Tests für diesen entscheidenden Zeitraum vom RKI-Chef, den Politikern und der Presse nicht genannt wurde. Sollte der Bevölkerung bewusst Angst gemacht werden? Geht es nach dem Bundesstrategiepapier des RKI, liegt diese Vermutung jedenfalls nahe. In diesem Schreiben wird die Bundesregierung dazu aufgefordert, um jeden Preis, selbst auf Kosten der Objektivität, Angst innerhalb der Bevölkerung zu erzeugen.
Dadurch, dass die Bundesregierung (samt RKI und Presse) die Zahl der durchgeführten Tests unerwähnt ließ, hat sie – ganz im Sinne des Bundesstrategiepapiers – die Angst der Deutschen dramatisch erhöht. Dies war schließlich der entscheidende Schritt, der notwendig war, um die existenzzerstörenden Maßnahmen nahezu protestfrei durchsetzen zu können.
3. Die Mortalitätsrate
Etwas stutzig macht auch das Verfahren zur Ermittlung der Mortalitätsrate. Betrachtet man die aktuellen Zahlen (Stand: 7.4.) liegt die Sterblichkeitsrate derzeit bei 2,1 Prozentpunkten. Dieser Wert errechnet sich aus der Anzahl der positiv gemeldeten Fälle und den an Covid-19 Gestorbenen, deren Altersdurchschnitt derzeit bei 82 Jahren liegt, damit also höher als die Durchschnittslebenserwartung der Männer in Deutschland. Innerhalb eines Zeitraums von fünf Wochen starben 2.373 Menschen mit oder an Covid-19, wobei das „mit“ hier betont werden muss, da nicht klar ist, ob die Verstorbenen an oder mit dem Virus starben. Denn das RKI unterscheidet nicht, ob jemand an Covid-19 stirbt – das Virus also ursächlich verantwortlich ist für den Tod. Oder ob eine Person mit dem Virus stirbt, die Todesursache aber möglicherweise eine andere war.[9] Es ist also möglich, dass ein an Covid-19 Erkrankter im Krankenhaus am Ende nicht am Virus selbst stirbt, sondern zum Beispiel an den nach aktuellen Zahlen viel gefährlicheren Krankenhauskeimen, während er Corona-Viren bloß in sich trug. In beiden Fällen wird der Tote in die Corona Todesstatistik aufgenommen.
Zu welch falschem Ergebnis man gelangt, wenn man an und mit Covid-19 Verstorbene nicht voneinander trennt, offenbarte der Chef der Hamburger Rechtsmedizin Prof. Klaus Püschel erst vor wenigen Tagen in der Markus Lanz Talkshow, als er die Zahlen der Corona-Toten für Hamburg bekanntgab. Folgt man seinen Untersuchungen, liegt die Zahl der an Covid-19 Verstorbenen für Hamburg bei 35 (Stand: 9. April). Auf die Frage, warum das Robert-Koch-Institut auf 44 Corona-Tote (von insgesamt 50 untersuchten Fällen) komme – also ganze 25 Prozent mehr Tote für Hamburg verzeichnet –, verwies der Direktor des Hamburger Instituts für Rechtsmedizin auf die fehlende Nachuntersuchung des RKI. Denn anders als das Robert-Koch-Institut obduziert der renommierte Rechtsmediziner mit seinem Team jeden einzelnen Corona-Toten. So kann er genau prüfen, welche der Opfer ursächlich am Coronavirus gestorben sind, und wer an einer anderen Krankheit verstirbt, während er Corona-Viren bloß in sich trug.
In der Sendung kritisierte Prof. Püscher die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts, Tote wegen angeblicher Ansteckungsgefahr nicht zu untersuchen. Die Institute für Pathologie und Rechtsmedizin seien mit entsprechenden Schutzmaßnahmen und Schranken ausgestattet und damit gut vor einer Infektion geschützt, äußerte er in der Markus Lanz Talkshow. Zustimmung erhielt der Rechtsmediziner von dem ebenfalls in der Sendung anwesenden Virologen Prof. Hendrik Streeck. Auch er stuft die Gefahr einer Infektion bei einer Obduktion als nicht sonderlich hoch ein.
Bei seinen Untersuchungen stellte Prof. Püscher außerdem fest: Nicht ein einziger Corona-Toter in Hamburg starb, ohne vorerkrankt gewesen zu sein. Alle untersuchten Opfer hatten entweder Krebs, eine chronische Lungenerkrankung, waren starke Raucher, fettleibig, litten an Diabetes oder hatten Herz-Kreislauf-Erkrankungen.[10] Damit zeigt sich nicht nur, wie wichtig es für die Ermittlung der Sterberate ist, klinische Obduktionen durchzuführen. Es wird auch deutlich, welch geringe Aussagekraft letztlich hinter den Todeszahlen des Robert-Koch-Instituts steckt, das bis heute nicht zwischen mit und an Covid-19 Verstorbenen unterscheidet.
Probleme bereitet aber auch die Dunkelziffer der Infizierten. Zwar kann die Zahl der tatsächlichen Infizierten nur geschätzt werden. Dennoch ist es problematisch, die Dunkelziffer bei der Errechnung der Mortalitätsrate einfach wegzudenken, so als gäbe es sie nicht. Genau das macht aber das Robert-Koch-Institut in seinen täglichen Situationsberichten. Sie ignorieren die Dunkelziffer, obwohl wir inzwischen wissen, dass die Krankheit bei einem erheblichen Teil der Infizierten milde verläuft, viele das Virus also nicht mal bemerken. Würden wir die Dunkelziffer nur auf den Faktor 2 beziffern, fiele die Mortalitätsrate drastisch nach unten. Dabei ist diese Schätzung noch sehr gering. So finden wir auch im Mainstream Stimmen, die von einem höheren Wert der Dunkelziffer ausgehen.[11]
RKI-Chef Wieler betonte noch vor einigen Tagen, es gebe keinen Anlass, in Deutschland von einer besonders hohen Dunkelziffer auszugehen.[12] Und doch gibt es einen Unterschied, ob ich von einer geringen Dunkelziffer ausgehe, oder ob ich die Dunkelziffer einfach weglasse. Die erste Möglichkeit rechtfertigt nicht die zweite. Wie klein die Dunkelziffer auch immer sein mag, sie ist da. Und sie wird – nach allem, was wir wissen – mindestens so groß sein wie die Anzahl aller aktuell positiv Getesteten in Deutschland. Davon ist in den täglichen Situationsberichten des RKI aber nichts zu lesen. Der Laie bekommt beim Lesen der Berichte eher den Eindruck, die Fallzahlen zu den Infizierten und Toten würden die Realität wiederspiegeln.
Andererseits scheut sich RKI-Chef Wieler aber nicht davor, ungesicherte Informationen zu streuen, wenn es darum geht, die Mortalitätsrate nach oben zu treiben. So sagte Wieler noch am vorletzten Freitag auf die Frage, wie die Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus festgestellt und erfasst werden: „Wir gehen davon aus, dass die Todesfälle unterschätzt werden.“ [13] Und so wird jede Information, die die Sterblichkeitsrate nach oben treibt, mutig in die Öffentlichkeit getragen, während wichtige Hinweise, die das Gegenteil bewirken, totgeschwiegen und erst auf Nachfrage ausweichend beantwortet werden. Und schon wieder überkommt einen das schleichende Gefühl der bewussten Angsterzeugung.
4. Vergleich mit anderen Ländern
Die wichtigste Karte, die gespielt wird, wenn es darum geht, die Angst hochzuhalten und den Shutdown als notwendige und alternativlose Maßnahme hinzustellen, ist der Verweis auf das Ausland. Schnell geht der Blick nach Italien und Spanien. Auch das RKI lenkt die Aufmerksamkeit gerne und immer häufiger auf diese Länder, auch deshalb, weil das Coronavirus hierzulande immer noch harmloser ist als jede gewöhnliche Grippe. Dabei ist das Argument immer dasselbe: Wenn wir nicht vorsichtig sind, blüht uns das gleiche. Deshalb ist keine Vorsichtsmaßnahme zu viel.
Nun wird aber kaum über jene Länder gesprochen, die im Vergleich zu Italien und Spanien weit weniger Corona-Tote zu verzeichnen haben, und das auch ohne Ausgangssperre und Wirtschaftslahmlegung. Dazu zählen Länder wie Südkorea oder das von der Mainstream-Presse viel kritisierte Schweden. Selbst ein Land wie Iran, das seit mehr als 40 Jahren vom Westen wirtschaftlich sanktioniert wird, kommt ohne Ausgangssperre und Einsperrmaßnahmen besser zurecht als einige europäische Länder.
Das Virus trifft die Länder also nicht in gleicher Härte. Während einige Länder gut mit dem Virus zurechtkommen, stehen die Gesundheitssysteme anderer Länder kurz vor dem Kollaps. Das führt uns zu der entscheidenden Frage, welche weiteren Faktoren es noch geben kann, die die Gefährlichkeit von Covid-19 beeinflussen:
Das können sein:
- der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung (auch Vorerkrankungen bei den Schwerkranken und Toten)
- das Durchschnittsalter der Bevölkerung
- die Feinstaubwerte in den betroffenen Regionen
- die klimatischen Gegebenheiten
- die Situation der Gesundheitssysteme, die Zahl der Intensivbetten und Beatmungsgeräte.
- die Hygiene in den Krankenhäusern (Stichwort: Krankenhauskeime)
- die Zahl der durchgeführten Tests und die getesteten Personen (wer wird wann und wo getestet?)
Solange wir diese (und weitere) Punkte nicht berücksichtigen, ist der Verweis auf das Ausland und die damit verbundene Angstmache nicht angemessen. Genauso wenig ist es zielführend, Maßnahmen anderer Länder dem eigenen Land überzustülpen, ohne die Kapazitäten und Folgen für das eigene Land abzuwägen. Das aber hat die Bundesregierung getan, sie hat die Maßnahmen anderer Länder viel zu schnell übernommen. Jetzt mehren sich die Stimmen, die die totale Lahmlegung der Gesellschaft kritisieren und Lockerungen fordern.[14]
Fazit
Zu jedem dieser Punkte gebe es noch viel zu sagen. Und doch reicht diese Kritik aus, um zu erkennen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Das Robert-Koch-Institut arbeitet nicht sauber. Und es verschweigt der Bevölkerung wichtige Informationen. Damit disqualifiziert es sich leider in seiner Glaubwürdigkeit.
Inzwischen scheint es mir, als habe die Bundesregierung sowie die ihnen nahestehenden Experten von Wieler bis Drosten die Lage in Deutschland etwas falsch eingeschätzt. Um die drastischen Maßnahmen zu rechtfertigen, versuchen sie nun mit allen Mitteln, die Gefahr des Virus dramatisch hochzuhalten. Dass die angstschürenden und nach Einschaltquoten lechzenden Medien auf diesen Zug aufspringen, sollte uns dabei nicht wundern.
Wir sollten in diesen Tagen wachsam bleiben und blinden Gehorsam vermeiden. Wir sollten die Dinge selbst prüfen, und uns nicht blenden lassen. Wir müssen nicht immer Experten sein, um zu erkennen, dass etwas schiefläuft. Manchmal genügt der gesunde Menschenverstand. Also lasst uns diesen nutzen und anfangen, selbst zu denken. Denn nur, wer anfängt, selbst zu denken, kann sich vor Unterdrückung schützen und Freiheit erlangen.
https://www.merkur.de/politik/coronavirus-merkel-deutschland-ostern-lebensstil-politik-massnahmen-eu-bonds-habeck-wirtschaft-schroeder-zr-13613354.html ↩︎
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/politbarometer-corona-massnahmen-100.html ↩︎
https://www.welt.de/vermischtes/article206651673/Corona-Experte-Christian-Drosten-zerlegt-Aussagen-von-Wodarg.html ↩︎
https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/corona-test-wie-funktioniert-der-test/ ↩︎
https://www.horizont.net/planung-analyse/nachrichten/forderung-nach-repraesentativen-studien-warum-statistiker-bei-corona-tests-ein-woertchen-mitreden-sollten-181948 ↩︎
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/2020-03-26-de.pdf?__blob=publicationFile ↩︎
https://www.welt.de/regionales/hamburg/article207086675/Rechtsmediziner-Pueschel-In-Hamburg-ist-niemand-ohne-Vorerkrankung-an-Corona-gestorben.html ↩︎
https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/hohe-corona-dunkelziffer-virologe-kekule-geht-von-einem-infizierten-pro-1000-einwohnern-aus-14081/ ↩︎
https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-wie-hoch-die-dunkelziffer-bei-den-coronavirus.1939.de.html?drn:news_id=1116353 ↩︎
https://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/covid-19-rki-rechnet-mit-dunkelziffer-bei-corona-toten-in-deutschland_aid-49910183 ↩︎
https://www.rnd.de/politik/ethikrat-man-muss-an-die-opfer-des-lockdowns-denken-SL4LIBAJFHFCJLSWUSBQ36YYRE.html ↩︎