Im Jahr 2015: Ich will etwas online bestellen, aber egal, auf welche Internetseite ich gehe, kommen mir „Black Friday“ und „Sale“ entgegen. Was ist bloß dieser Black Friday?
Am Ende bin ich so neugierig, dass ich nach „Black Friday“ google. Mir kommen lauter Verkaufsseiten mit „Sales“ entgegen. Alleine schon das Wort Sale löst in mir allergische Reaktionen aus. Sale bedeutet Rabatt. Warum kann man nicht das deutsche Wort dafür nutzen, sondern muss alles mit „Sale“ anbieten? Irgendwann wird mir auch der Wikipediaartikel vorgeschlagen. Ich staune nicht schlecht.
„Black Friday (engl. Schwarzer Freitag) wird in den Vereinigten Staaten der Freitag nach Thanksgiving genannt. Da Thanksgiving immer auf den vierten Donnerstag im November fällt, gilt der darauffolgende Black Friday als Start in ein traditionelles Familienwochenende und als Beginn der Weihnachtseinkaufsaison.
Da die meisten Amerikaner diesen Tag als Brückentag nutzen und erste Weihnachtseinkäufe tätigen, werden große Umsätze in den Geschäften gemacht. Viele Läden und Handelsketten öffnen schon in den frühen Morgenstunden – üblicherweise um fünf Uhr – und bieten Sonderangebote, Rabatte und Werbegeschenke an. Deshalb warten viele Menschen nachts in langen Schlangen vor den Geschäften, um Schnäppchen (sog. doorbusters) zu ergattern. 2013 öffneten einige große Ladenketten ihre Geschäfte schon Donnerstag am frühen Abend. Entgegen früheren Annahmen werden erst seit 2005 in den USA am Black Friday die höchsten Umsätze des Jahres erzielt. Der Black Friday dient in den USA als wichtiger Indikator für das Weihnachtsgeschäft…“
Weiter stand auf Wikipedia Folgendes über den Black Friday im deutschsprachigen Raum:
„Während der Black Friday in den USA hauptsächlich vor Ort in den Geschäften und Filialen der Einzelhändler stattfindet, werden in Deutschland die meisten Rabatte online angeboten. In größerem Rahmen findet der Black Friday in Deutschland seit 2013 statt. Apple war 2006 das erste Unternehmen, das zum Black Friday mit Rabatten warb. […] 2013 bewarben 500 Händler ihre Angebote zum Black Friday über eines von mehreren Werbeportalen. 2017 kannten bereits 89 Prozent aller Deutschen den Black Friday. Rund 60 Prozent wollten an ihm einkaufen. Im Jahr 2018 gaben bei einer Umfrage zur Bekanntheit von Black Friday und Cyber Monday in Deutschland bereits 94 Prozent der Befragten an, den Aktionstag Black Friday zu kennen.“

Cyber Monday! Noch so ein unbekannter Begriff. Dazu Wikipedia:
„Cyber Monday ist ein Marketingbegriff und bezeichnet den Start des Weihnachtsverkaufs durch Online-Shops.
Der Begriff Cyber Monday ist stark amerikanisch geprägt. Terminlich liegt der Tag immer an dem Montag, der auf Thanksgiving folgt [...] Der Cyber Monday ist die Antwort von Online-Shops auf den traditionellen Black Friday [...], der wiederum von traditionellen/Offline-Händlern ins Leben gerufen wurde. Am Cyber Monday vergeben Online-Shops Rabatte, um Käufer anzulocken. Er ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Seit 2010 wird der Cyber Monday auch in Europa von einigen amerikanischen Online-Shops beworben, in Deutschland besonders stark von Amazon. Der Cyber Monday hat im Gegensatz zum Black Friday im deutschsprachigen Raum eine untergeordnete Bedeutung. Während am Black Friday 2016 in Deutschland ein Pro-Kopf-Umsatz von 170 Euro erzielt wurde, entfiel auf den Cyber Monday bloß ein Pro-Kopf-Umsatz von 120 Euro.“
Unglaublich, in was für einer Welt wir leben. Es bleibt nicht nur bei der Einführung von Halloween, Fast Food oder Sale. Nun wollen sie auch noch den Black Friday und den Cyber Monday etablieren. Eigentlich etwas typisch Amerikanisches, was nichts mit der deutschen Kultur zu tun hat, wird langsam, aber sicher eingeführt, sodass nach ein paar Jahren schon gar nicht mehr nachgefragt wird, was das ist oder woher es kommt. Nach nur vier bis fünf Jahren kannten fast 100 % der Deutschen den Black Friday, von denen viele ihn sehnsüchtig erwarten, um günstig einzukaufen. Wobei die meisten Aktionen Produkte bewerben, die nicht einmal günstiger geworden sind, sondern schlicht übers Jahr hinweg nicht verkauft wurden und jetzt als Sale an den Mann gebracht werden sollen. Produkte, die sonst liegen bleiben würden, lassen sich auf diesem Weg wieder verkaufen. Am Black Friday wird den Leuten vorgegaukelt, dass alles günstiger ist. Komischerweise scheinen es die Kunden nicht zu merken.
Man könnte sich nun fragen: Haben die Deutschen keine neuen Ideen oder warum importieren sie ständig amerikanische Traditionen? Nein, an Ideen mangelt es sicher nicht. Man könnte einen eigenen Tag entwickeln, um mehr zu verkaufen. Einen „Multirabatt Samstag“ oder einen „Rosa Donnerstag“. Aber darum geht es nicht. Es geht vielmehr darum, Deutschland und der Welt die amerikanische Kultur aufzudrücken.

Die amerikanische Kultur nimmt immer mehr Platz ein in der deutschen und kennt kein Halt mehr. Auch das längst amerikanisierte Europa muss jeden amerikanischen Kulturtrend nachahmen. Das ist eine Art Krieg, ein Krieg ohne Waffen, ein schleichender, kluger Krieg, bei dem die Angreifer am Ende als Helden gefeiert werden. Sie erobern langsam, indem sie ihre Sprache integrieren, indem sie ihre Flagge, ihre Sprüche und Städte auf alle Kleidungsstücken drucken, indem sie ihre Traditionen schmackhaft machen, indem sie ihre Filme und Serien verbreiten, indem sie ihre Ideologie als die beste, eigentlich einzig wahre verkaufen.
Wen interessiert es in zehn Jahren, warum man sich im Herbst zu Halloween verkleidet und Süßigkeiten sammelt, obwohl es ja schon eine altdeutsche Tradition im Frühjahr dafür gibt: den Karneval / Fasching. Wen interessiert es in zehn Jahren, warum es am Black Friday ein Sale gibt, obwohl es im Dezember ohnehin Weihnachtsrabattaktionen gibt.
Auf jeden Fall habe ich mir seit damals vorgenommen, am Black Friday nichts mehr einzukaufen, was als Black-Friday-Aktion angeboten wird, obwohl es mir als Schnäppchenjägerin leid tut, wenn ich dann manches Angebot sehe. Allerdings tut es mir noch mehr leid, dass wir verdummt werden und als Konsum-Zombies des kapitalistischen Systems herhalten sollen, um unser Geld an diesen Tagen noch mehr auszugeben, auch noch für Sachen, die wir nicht brauchen und nur kaufen, weil es im Sale ist. Aber wer weiß schon, wann so ein Angebot wieder kommt und man gerade dieses T-Shirt, diese Schuhe, diese Handtasche doch noch gebrauchen könnte oder es verschenken könnte oder, oder, oder.
Ich überlege, was als nächstes kommen wird. Fehlen für den Sommer nicht noch Kaufanreize? Vielleicht der Independence-Discount-Day oder der Trump-Birthday-Make-Great-Again-Sale.